taz.de -- Kolumne Erste Frauen
In den Niederlanden drang Wil Merkies-Jansen schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in die Männerdomäne des Sportjournalismus ein.
Die Turnerin Larissa Latynina, erfolgreichste Frau bei Olympia, blickt auf ein komplexes Leben zurück. Es ist wohl eine sehr sowjetische Biographie.
Im Sport gab es immer schon eine Faszination für chancenlose Verlierer:innen. Doch bei Schwimmerin Paula Barila Bolopa währt der Hype kurz.
Ein indigenes Team tritt bei der Weltausstellung 1904 als „World Champion Girls Basketball Team“ an. Es wird gefeiert – und erfolgreich assimiliert.
Robina Jalali ist als erste Afghanin bei Olympia und zieht später ins Parlament ein. Seit die Taliban wieder an der Macht sind, fehlt von ihr jede Spur.
Von Deutschlands erster Radfahrerin Schneider wurde in den Zeitungen noch ohne ihren Vornamen berichtet. Sie radelte allen Vorbehalten zum Trotz.
Mauricia de Thiers macht 1904 den wohl ersten Salto mit Auto überhaupt. Viele sportfremde Frauen machten damals Karriere als Sensationsartistin.
Eileen Langsley hat Frauen als Hochleistungsathletinnen fotografiert – allein unter Männern. Von ihren Berufskollegen wurde sie gern ignoriert.
Sprinterin Gina Bass ist Gambias größter Sportstar. Sie trainiert im Ausland, weil sie in ihrer Heimat keine geeigneten Bedingungen vorfindet.
Mildred „Babe“ Didrikson war Multi-Sport-Star: Läuferin, Basketballerin, Golferin – und mehr. Doch nicht alles in ihrer Biografie ist bewundernswert.
Auch für die Figur der Pippi Langstrumpf war sie Vorbild: Katharina Brumbach, die sich als Zirkusartistin Sandwina nannte und Suffragette wurde.
Jeanne Geneviève Labrosse stürzte sich 1797 mit einem Fallschirm von einem Ballon – revolutionär, bei all den Sorgen um die Frauen damals.
Die französische Anarchistin und Feministin Alexandra David-Neél lief und lief, oft 40 Kilometer am Tag. Sie kam an Orte, wo sie nicht hin sollte.
Die schwedische Eiskunstläuferin Magda Julin gewann 1920 die Goldmedaille in ihrer Schwangerschaft. Von den Funktionären wurde sie später aussortiert.
Als erste schwarze Frau aus Afrika gewinnt die Äthiopierin Derartu Tulu bei Olympia 1992 in Barcelona Gold über 10.000 Meter. Wie es dazu kam.
Toni Stone soll vom Priester das Baseballspielen ausgeredet bekommen. Der empfiehlt ihr, sich in der katholischen Liga beim Jungsteam vorzustellen.
Die spartanische Wagenlenkerin Kyniska war die erste Frau, die jemals die antiken Olympischen Spiele gewann. Anwesend sein durfte sie damals nicht.
Bei den ersten olympischen Frauen-Fechtwettbewerb blieb Ellen Osiier 1924 unbezwungen. Über ihre weitere Karriere ist kaum etwas zu finden.
Nona Gaprindashvili aus Georgien war die erste Schachspielerin, die vom Weltverband den Titel Großmeisterin verliehen bekam. Über eine Nationalikone.
Der Barkley Marathon ist brutal, über steile Felsen und dichtes Unterholz. Jasmin Paris hat ihn als erste Frau innerhalb des Zeitlimits beendet.
Im englischen Brockworth kullern auch Frauen einen ultrasteilen Hügel herab und einem Käserad hinterher. Flo Early ist eine Rolllegende.
Diana Sandmann wurde gar mit Tomaten beworfen, weil Franz Beckenbauer für sie seine Familie verließ. Ihre Arbeit interessierte niemanden.
Die Britin Mollie Phillips trug bei den Olympischen Winterspielen 1932 als erste Frau die Fahne ins Stadion – und war auch sonst häufiger die Erste.
Nada Al-Bedwawi steht als erste Schwimmerin aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bei Olympia für politischen Wandel. Den treibt sie nun weiter an.
1916 durfte zum ersten Mal ein Frau am größten Wanderevent der Welt teilnehmen. Annie Berkhout ist unfassbare 66 Mal auf die Strecke gegangen.
Gegen Ella Hattan aus den USA hatten auch die männlichen Fechter im 19. Jahrhundert keine Chance. Unter Frauen machte sie ihren Sport populär.
Schlechte Boote und kalte Duschen: So sah das Rudern in Yale aus – zumindest für Frauen. Um das zu ändern, griff ein Achter zu einer ungewöhnlichen Maßnahme.
Mit 53 Jahren wurde Sybil Fenton Newall 1908 Olympiasiegerin im Bogenschießen. Dabei hatte sie erst drei Jahre zuvor mit dem Sport angefangen.
Indra Devi hieß ursprünglich anders und kam aus Lettland. Aber sie öffnete Yoga für Frauen und machte es zu einem Weltphänomen.
Wie die Farmerstochter Alice Marble Wimbledon gewann – und einer diskriminierten Kollegin zum Durchbruch verhalf.
Migrantische Fußballerinnen kommen in den Pioniererzählungen des Frauenfußballs kaum vor. Dabei haben sie wie etwa Doreen Nabwire Großes geleistet.
Mit 17 Weltrekorden steht die Kanadierin Lela Brooks in den Geschichtsbüchern des Eisschnelllaufs – dank eines eigenen Trainings- und Ernährungsplans.
Die Indonesierin Karmila Purba bewegt sich inmitten einer Machowelt waghalsig auf dem Motorrad. Sie möchte Vorbild für andere Frauen sein.
Die niederländische Königin Wilhelmina blieb 1928 der Olympia-Eröffnungszeremonie fern. Der Grund: Sie hatte sich über das IOC geärgert.
Mithali Raj ist hierzulande unbekannt, auf dem Subkontinent eine Art Nationalheldin des Frauenkricket. Nach 23 Profijahren beendet sie ihre Karriere.
In Oslo finden die 15. Weltmeisterschaften im Dødsen statt. Seit 2018 sind bei der spektakulären Wassersprung-Sportart auch Frauen dabei.
In den USA stürzten sich bis 1978 vornehmlich Frauen mit Pferd vom Sprungturm in einen Pool. Das Publikum war begeistert. Die Idee hatte ein Mann.
Vor erst 44 Jahren wurde der erste Sport-BH angeboten. Die Pionierinnen mussten bei ihrer so nützlichen Erfindung männliche Widerstände überwinden.
In Nigeria wurde schon Frauenfußball gespielt, als es in Europa vielerorts noch tabu war. Soziale Rollen wurden nicht auf Geschlechtsbasis festgelegt.
Das Turn-Team der Niederlande begeisterte die Menschen bei den Olympischen Spielen 1928. Fünf der Sportlerinnen wurden später von den Nazis ermordet.
Die Leichtathletin Hitomi Kinue holte als erste Japanerin eine olympische Medaille. In ihrer Heimat stieß sie dennoch teils auf Ablehnung.
Die indigene US-Sportlerin Ryneldi Becenti ist trotz aller Widrigkeiten in die höchste US-Basketballliga gelangt und wurde zur Ikone ihrer Community.
Die siebenmalige russische Schachweltmeisterin Vera Menchik siegte auch gegen den Spott der Männer. Talent hatte sie noch für vieles andere.
Margaret Harriman trat 1964 bei den Paralympics an. Sie engagiert sich für Paralympische Athleten und gegen rassistische Staaten wie Rhodesien.
Elizabeth Wilkinson bestieg 1722 zum ersten Mal einen Ring. Zu ihrer Zeit war sie eine bekannte Kämpferin. Dann wurde Boxen zur Männersache erklärt.
Über das Leben der Krocket-Pionierin Laura Catherine Joad ist wenig bekannt. Eine kleine Marmorplakette in der englischen Provinz erinnert an sie.
Die Kanadierin Hayley Wickenheiser unterzeichnete einst als erste Frau einen Vertrag als Feldspielerin bei einem Männerprofiteam in Finnland.
Die holländische Dienstbotin Jitske Gaastra lief als erste Frau 1912 beim Elfstedentocht-Rennen mit. Sie wurde gleich zum Star der Veranstaltung.
1980 lässt sich zur Verwunderung aller eine gewisse Rosie Ruiz als Marathonsiegerin feiern. Sie war erst kurz vor dem Ziel eingestiegen.
Das US-Cowgirl Bonnie McCarroll war eine Rodeo-Koryphäe. Nach ihrem Tod waren Frauen in den 30er Jahren als Teilnehmerinnen fast überall unerwünscht.