taz.de -- Timo Boll
Dimitrij Ovtcharov ist längst in den Herbst seiner Karriere eingebogen. Dennoch will es die ehemalige Nummer 1 der Welt noch einmal wissen.
Für ihn ist es ein Abschied mit „reinem Gewissen“. Ausnahme-Tischtennisspieler Timo Boll beendet am Wochenende seine Bundesliga-Abschiedstournee.
In kaum einer anderen Sportart werden Gewohnheiten derart gepflegt wie im Tischtennis. Mehr Schweißabwischen geht nicht.
Nachdem Félix Lebrun sich durch Frust aus dem Turnier katapultiert hatte, kam sein Bruder Alexis als Rächer. Im Männerfinale bezwang er Benedikt Duda.
Im Tischtennis ist Deutschland schon lange Weltspitze. Die breite Mehrheit denkt bei dem Sport aber eher an Steinplatten und Bier. Eine Liebeserklärung.
Deutsche Tischtennisspieler sind immer vorne mit dabei, wenn es um EM-Medaillen geht. Neu im Kreis der Favoriten ist der deutsche Meister Dang Qiu.
Nach Dirk Nowitzkis Abschied aus der NBA steht der deutsche Sport ohne Weltstar da. Na, nicht so ganz. Ein paar könnte es schon geben.
Der Deutsche Dimitrij Ovtcharov könnte am Freitag Weltranglistenerster werden. Das liegt auch an einer Rebellion chinesischer Tischtennisstars.
Dienstag beginnt die Europameisterschaft. Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov sind dabei, obwohl ihnen der Bundestrainer davon abgeraten hat.
Weltcupgewinner, wiederholter Weltranglistenerster und Fahnenträger des deutschen Olympiateams: Boll spielt so gut wie nie zuvor.
Die Deutschen treten in Malaysia nicht in Bestbesetzung an. Mehr Sorgen bereiten ihnen unterdessen die getunten Schläger der Chinesen.
In China sind zweifarbige Bälle im Gespräch. Unterdessen ersetzt der internationale Tischtennisverband Zelluloid- durch Plastikbälle. Ein Materialtest.
Am Ende gewinnen immer die Chinesen. Die Deutschen träumen davon, dieses Diktum bei der Weltmeisterschaft in Paris außer Kraft zu setzen.
Timo Boll spaziert durch die Europameisterschaft und erfreut sich selbst am eigenen Spiel. Seine Anerkennung für die Gegner ist umso sportlicher.