taz.de -- Fortsetzungsroman Der Lappen muss hoch
Eigentlich irre, dass sich überhaupt noch irgendjemand Wohnungen in Berlin leisten kann. Oder?
Mütterchen starb zu Beginn des Sommers. Jetzt ist wieder Sommer. Sommerende. Auch der Urlaub auf Hiddensee ist zu Ende - und dieser Roman.
In einer ihrer letzten Rollen wurde Mütterchen auf Händen getragen. Nicht übel - vor allem wenn es sich bei dem Träger um Daniel Brühl handelt.
Mit der Rente beginnt das Reisen für Mütterchen: Ihre Eindrücke, etwa aus den USA, hält sie in einem Notizbuch fest. Immer dabei: eine Betrachtung des Duschvorhangs.
Mitte der 50er Jahre taucht Onkel Erich, der 1938 in die USA emigriert war, wieder auf. Später kam er jeden Sommer: Die Fortsetzung einer großen Liebe.
Ein legendärer Abend im DT - und Mütterchen mittendrin: die "Faust"-Inszenierung von Adolf Dresen 1968.
Kann sich ein Paar trennen, nachdem die eine dem anderen das Leben gerettet hat? Ja - und doch nicht ganz.
Mütterchen verliebte sich ins Theater, ihr Gatte verliebte sich in andere Frauen. Kein Wunder, dass es kein Happy-End geben konnte.
Der Krieg ist vorbei, die Kinder kommen - und sie haben unvergessliche Namen.
Mütterchen war gegen die Nazis, findet aber, dass Theater nichts mit Politik zu tun hat. Weswegen sie Gustaf Gründgens mit reinem Herzen verehrt.
Die "Russen" kümmerten sich nach dem Krieg um vieles. Auch darum, dass Mütterchen beim Deutschen Theater landete.
Mütterchen konnte das Wissen der Welt in kurze Sätze packen. Sie wäre bereit gewesen für das Internetzeitalter.
Alles umsonst: In den Tagen nach Kriegsende zieht das Kaufhaus des Westens magisch an.
Kurz nach Kriegsende streift das verliebte Paar durch die Ruinen Berlins - mit manch überraschendem Ergebnis.
Der Plan geht auf: Ende März 1945 kommt Großvater tatsächlich in Berlin an. Und versteckt sich in einer Sommerlaube.
Mütterchen gelang tatsächlich das Unmögliche: Mit viel Chuzpe organisierte sie alle Reisepapiere. Doch dann kamen ihr die Alliierten dazwischen.
Woher soll Mütterchen die Papiere nehmen, um Sandy aus dem Arbeitslager zu holen?
Die Geschichte ist haarsträubend und klingt wie ausgedacht: Wie Mütterchen Sandy das Leben rettete.
Ein Brief, der zu Tränen rührt: Das erste Lebenszeichen meines Großvaters nach drei Wochen.
Irrungen und Wirrungen: Am Ende steht Mütterchen glücklich und erschöpft vor der Wohnung mit dem Klingelschild "Streisand" in der Eislebener Straße.
Zwei Wochen, nachdem Guben evakuiert wurde, machte sich auch Mütterchen auf den Weg nach Berlin. Gut, dass sie noch etwas ausgeharrt hat.
Der Krieg geht zu Ende, die sowjetische Armee steht an der Oder. Und was ist mit Mütterchen und Sandy? Wo sie sich wiedersehen werden, ist völlig unklar.
Doch, es gibt Mütterchen noch: Nur weiß man über sie etwas weniger als über ihren Verlobten. Aber genug, um sie wieder ins Spiel zu bringen.
Ganz nah dran: Je mehr ich mich mit dieser Geschichte beschäftige, desto mehr zerstiebt alles zu Staub, was ich vorher über die NS-Zeit zu wissen meinte.
Post von Großvater: Die gelben A5-Papiere mit winziger Ameisenkacke-Schrift sind in vielerlei Hinsicht eine Zumutung. Aber dann dieser Absatz, voller Zärtlichkeit.
Das Ende ist nah: Großvater steht im November 1944 vor der Deportation ins Arbeitslager und flüchtet sich in Zynismus.
Ende 1944 stehen Mütterchen und Sandy vor der schwierigen Frage: Kann man große Liebe leben? Oder nur denken?
Irgendwie beruhigend zu wissen, dass unser Nachname schon 1944 vor Witzen nicht sicher war. Aus den USA kam später dann sogar Post.
Mein Freund sagt, ich brauche mehr erzählerische Beweglichkeit. Aber ich habe nur die Papiere. Wie den Abschiedsbrief meines Großvaters.
Es geht dem Ende zu: Im Herbst 1944 suchen Mütterchen und Sandy Zuflucht in der Vergeistigung.
Was tun bei einer Schreibblockade? Da helfen nur gute Freunde.
Gegen meine Oma war Daniel Düsentrieb ein Anfänger. Ich glaube, es hat damit zu tun, dass sie Hausarbeit verabscheute.
Mein Großvater war mir bestensfalls egal - bis ich anfing, seine Briefe zu lesen.
Der Brief vom 15. 5. 1944 ist der älteste, den ich von meinem Großvater habe. Die Schrift ist ameisenklein und schnurgerade. Und der Brief ein Zeugnis der Liebe.
Wie hat meine Großmutter ihren künftigen Mann kennengelernt? Das ist eine gute Frage.
Manchmal grabe ich in den alten Dokumenten meiner Großmutter. Sie riechen nach Dachboden, das Papier ist brüchig.
Meine Großmutter war eine leidenschaftliche Schneiderin. Über ihr Talent herrschten allerdings geteilte Ansichten.
Zelterlebnisse, oder: Wie Mütterchen zu Mütterchen wurde.
Wie schafft man von Oranienburg den Sprung auf die Theaterbühnen?
Wie gelingt es, mitten in der Wirtschaftskrise eine Henkersmahlzeit auf die Bühne zu zaubern?
Sie hieß Hildegard Lücke, nannte sich Ellis Heiden, war Schauspielerin und ungemein praktisch veranlagt. Nur: Wie schreibt man ihr Leben auf, wenn man ihre Enkelin ist?