taz.de -- Ullrich und das böse Doping-Wort: Halbseidenes Geständnis

Vergangenheitsbewältigung als Mitläufer: Jan Ullrich räumt einen Fehler ein, ohne zu erklären, was genau er denn falsch gemacht hat. Damit soll alles gesagt sein.
Bild: Jetzt möchte Jan Ullrich am liebsten in Ruhe gelassen werden mit dem Doping-Thema.

Natürlich kann man wie Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel enttäuscht sein von diesem verdrucksten Geständnis, das sich Jan Ullrich nach dem Ende des letzten sportgerichtlichen Verfahrens gegen ihn abgerungen hat.

Ullrich räumte am Donnerstagabend auf seiner Homepage ein, was durch lückenlose Indizienketten längst bewiesen ist: den Kontakt zum Dopingarzt Eufemiano Fuentes, der – wie Ullrich mit später Reue bekennt – ein großer Fehler gewesen sei und für den er sich bei allen entschuldige.

Wie halbherzig diese Erklärung ist, erkennt man nicht nur daran, dass der einstige Tour-de-France-Sieger das Wort Doping weiter meidet wie der Teufel das Weihwasser. Zudem deutet er auch Vorbehalte gegen dieses letzte Urteil an, die er sich verkneift, wie er schreibt, "weil ich das Thema beenden will". Aber wer hat schon ernsthaft erwartet, dass Ullrich Licht in die noch unausgeleuchteten Winkel seiner Dopingvergangenheit bringen wird - auch wenn das für den Schlussstrich, den der 38-Jährige ziehen will, vonnöten wäre.

Andererseits sei daran erinnert, wie Ullrich 2007 in Hamburg behauptete: "Ich habe niemanden geschädigt, ich habe niemanden betrogen. Darauf bin ich stolz." So betrachtet kann man sein jetziges Schuldeingeständnis zumindest als Fortschritt würdigen. Mit mehr ist nicht zu rechnen.

Ehemalige Mitglieder von Dopingnetzwerken gleichen in ihrer Vergangenheitsbewältigung Mitläufern von totalitären Systemen. Das ist bei Jan Ullrich auch nicht anders. In seiner rückblickenden Erklärung stellt er die Zwangsläufigkeit seiner Entscheidungen dar und wie er betont, will er künftig nicht mehr darauf angesprochen werden. JOK

10 Feb 2012

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