taz.de -- Verflixte Kreuzbänder
Warum Frauen verletzungsanfälliger als Männer sind, ist wenig erforscht
Von Ayla Emma Aşkın
Direkt im ersten Spiel der Nationalmannschaft bei der Fußball-EM in der Schweiz zog sich Kapitänin Giulia Gwinn eine Innenbandverletzung am Knie zu. Gwinn verpasste bereits die WM 2023 aufgrund ihres zweiten Kreuzbandrisses. Teamkollegin Lena Oberdorf hatte sich bei der EM-Qualifikation im vergangenen Jahr einen Kreuzbandriss zugezogen und verpasst die EM. Auch die Schweizerin Ramona Bach fehlt bei der EM aufgrund eines Kreuzbandrisses.
Warum Frauen häufiger einen Kreuzbandriss erleiden ist noch nicht abschließend geklärt. Laut der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie haben Frauen bis zu 8-mal häufiger einen Kreuzbandriss als Männer. Eine mögliche Ursache dafür ist, dass Frauen oft ein breiteres Becken haben. Dadurch entsteht ein ungünstiger Winkel im Knie. Häufig ist bei Frauen auch das vordere Kreuzband dünner und schwächer. Dadurch reißt das Kreuzband schneller.
Zudem gibt es Hinweise, dass der Menstruationszyklus zu einem erhöhten Kreuzbandrissrisiko führt. Sportwissenschaftlerin Saba Shakalio erklärt im Interview mit der taz, dass jedoch der genaue Einfluss vom Menstruationszyklus auf das Verletzungsgeschehen noch unklar ist. Die Forschung zum Einfluss vom Menstruationszyklus auf das Risiko von Kreuzbandverletzungen ist bisher noch nicht so weit. Auch deshalb ist Prävention so wichtig. Eine solche kann insbesondere durch eine geschlechtsspezifische Trainingsplanung erfolgen.
Es bleibt weiterhin die Frage im Raum, warum Frauen verletzungsanfälliger sind als Männer. Sie muss wissenschaftlich noch weiter geklärt werden. Fakt ist aber, dass der weibliche Körper anders ist als der von Männern. Die Forschung muss sich auf diese Unterschiede fokussieren, um Risiken zu mindern.
19 Jul 2025