taz.de -- Krieg im Gazastreifen: Keine Hilfe für die Verhungernden
Im Gazastreifen verhungern Menschen, Hilfsorganisationen werden blockiert. Gut 100 NGOs rufen zum sofortigen Ende des Krieges und der Blockade auf.
Während die Belagerung des Gazastreifens durch die israelische Regierung die Menschen hungern lässt, müssen sich nun auch Hilfskräfte in die gleichen Schlangen für die Lebensmittelausgabe stellen. Sie riskieren dabei, erschossen zu werden, nur um ihre Familien zu ernähren.
Zwei Monate, nachdem die von Israel kontrollierte [1][Gaza Humanitarian Foundation] ihre Arbeit aufgenommen hat, schlagen 109 Organisationen Alarm und fordern die Regierungen zum Handeln auf: Öffnung aller Landübergänge; Wiederherstellung der vollständigen Versorgung mit Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, Medikamenten und medizinischer Ausrüstung.
Nahezu täglich kommt es in Gaza zu regelrechten Massakern an Lebensmittelausgabestellen. Mehr als tausend Palästinenser wurden bislang auf der Suche nach Nahrung getötet, Tausende weitere verletzt. Inzwischen haben israelische Streitkräfte nahezu zwei Millionen erschöpfte [2][Palästinenser gewaltsam vertrieben]. Die Bevölkerung soll auf ein Gebiet von weniger als 12 Prozent des Gazastreifens zusammengepfercht werden.
Das Aushungern von Zivilisten als Kriegsmethode ist ein Kriegsverbrechen. Vor den Toren Gazas lagern tonnenweise Lebensmittel und medizinische Hilfsgüter, die nicht genutzt werden, weil Israel den humanitären Organisationen den Zugang verwehrt. Die totale Belagerung hat [3][Chaos, Hunger und Tod] verursacht.
Ein Helfer, der psychosoziale Unterstützung leistet, sprach von den verheerenden Auswirkungen auf Kinder: „Kinder sagen ihren Eltern, sie wollen in den Himmel, weil es dort wenigstens etwas zu essen gibt.“ Ärzte berichten von Rekordzahlen akuter Unterernährung, insbesondere bei Kindern und älteren Menschen.
Humanitäre Organisationen verfügen über die Kapazitäten und die Mittel, um unmittelbar und in großem Umfang zu reagieren. Doch ohne Zugang können wir die Bedürftigen nicht erreichen. Jeder Tag ohne anhaltende Hilfe bedeutet, dass mehr Menschen an vermeidbaren Krankheiten sterben und Kinder verhungern.
23 Jul 2025
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Knapp eine halbe Million Menschen sind in Gaza von Hunger betroffen. Fadi, der Säugling von Asma Hassouna, ist fünf Monate alt. Jeden Tag geht es ihm schlechter.
Die Lage in Gaza spitzt sich weiter zu. Laut UN starben mehr als 1.000 Menschen auf dem Weg zu Verteilzentren. Hilfsorganisationen schlagen Alarm.
Im Auswärtigen Amt machen Diplomaten Druck auf den Außenminister. Die Koalition selbst ist uneins über ihren Umgang mit dem Krieg in Nahost.
Über 25 Staaten fordern endlich ein Ende des Blutvergießens im Gazastreifen. Deutschland gehört nicht dazu. Man fragt sich, warum nicht.
Hilfen für Gaza scheitern nicht an der Logistik, sondern an politischen Entscheidungen. Immer wieder sterben Menschen bei der Essensausgabe.
Israel blockiert seit einem Monat sämtliche humanitären Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Die Arbeit für die NGOs selbst wird immer gefährlicher.