taz.de -- „Unsere Freiheit muss aktiv verteidigt werden“
Felix Fritzsch, 26 Jahre,Leipzig
Ursprünglich komme ich aus dem Erzgebirge, aus einem kleinen Ort. Jetzt wohne ich in Leipzig. Ich erinnere mich noch relativ gut an den Tag, als die [1][Recherche von Correctiv] erschienen ist. Mir war sofort klar, dass das hohe Wellen schlagen wird.
Bei uns in Leipzig fand nur vier Tage später eine große Demo mit mehreren tausend Teilnehmenden statt. Aber so richtig cool fand ich, dass auch an kleinen Orten so viel demonstriert wurde. Ich fühle mich mit dem Erzgebirge besonders verbunden, auch wenn ich da nicht mehr lebe. Mich verbindet mit diesem Ort mehr als nur die Familie. Ich habe viel von meinem Weltbild dort mitbekommen.
Nicht nur das Erzgebirge, sondern überhaupt der ländliche Raum findet im allgemeinen Diskurs kaum statt. Deswegen ist es mir wichtig, darüber zu sprechen. In meinem Heimatort gibt es nicht mal mehr eine Kinderärztin. Die Nöte und Sorgen der Leute sind berechtigt. Das ist etwas, das Menschen lagerübergreifend aufreibt.
In Leipzig finden regelmäßig Demos statt. Im Erzgebirge gab es bis vor anderthalb Jahren [2][kaum demokratische und zivilgesellschaftliche Protestkultur]. Das hat sich erst entwickelt. Ich selbst war in Aue-Bad Schlema gegen rechts demonstrieren. Mittlerweile gibt es die Initiative „Demokratisches Erzgebirge“, die sich in dieser Zeit gegründet hat. Damit sind wir zum Beispiel beim CSD in Stollberg mitgelaufen.
Mein Eindruck ist, dass jetzt mehr Menschen verstehen: Diese Freiheit, die wir hier haben, ist nicht selbstverständlich. Das nehme ich auch im Erzgebirge mehr wahr. Das Bewusstsein, wie fragil eine Gesellschaft ist und dass man zusammenhalten muss, ist gewachsen.
Demokratie ist für mich die Sicherung der Freiheit und der Schutz vor dem Faschismus.
5 Jul 2025