taz.de -- Habemus Papam: Er will das Böse nicht gewinnen lassen
Papst Leo XIV. vereint beide Teile des amerikanischen Kontinents in seiner Biografie. Er könnte ein Gegengewicht werden zu US-Präsident Trump.
Berlin taz | Der 267. Papst ist Amerikaner. Gesamtamerikaner. Damit könnte Leo XIV. ein Gegengewicht werden zu Donald Trump und seinem katholischen Vizepräsidenten J.D. Vance.
Robert Prevost, wie der neue Papst mit bürgerlichem Namen heißt, wurde 1955 als Sohn eines französisch-italienischen Vaters und einer spanischen Mutter in Chicago geboren. Nach einem Mathematikstudium wurde er Priester und trat dem Augustinerorden bei.
Augustiner engagieren sich außerhalb der Klostermauern in der Gefängnisseelsorge, in der Sozialarbeit oder in Schulen. Robert Prevost schloss sich mit 30 Jahren der Augustinermission in Peru an, wo er den Großteil seines bisherigen Lebens verbracht hat. Prevost vereint damit beide Teile des amerikanischen Kontinents in seiner Biografie. Und, so könnte man sagen, sowohl den Globalen Norden als auch den Süden.
Nach Stationen in der Ordenshierarchie und als Bischof der peruanischen Diözese Chiclayo wurde Prevost 2023 von Papst Franziskus zum vatikanischen Minister für die Bischöfe ernannt. Als Chef der Personalabteilung der Kirche lernte er viele Oberhirten persönlich kennen. Das kann ihm beim Managen der auseinanderdriftenden Kirche zum Vorteil werden, genauso wie die fünf Sprachen, die er spricht.
Kein Bruch mit Franziskus' Kurs
Prevost genießt in Rom einen Ruf als bescheidener, fleißiger Geistlicher, als jemand, der auch mit Problembischöfen umgehen kann. Allerdings werfen ihm peruanische Ordensschwestern selbst vor, Fälle von sexualisierter Gewalt in seinem früheren Bistum nicht konsequent geahndet zu haben.
Als pragmatisch und diplomatisch gilt Prevost. Er wird konservative Katholik:innen, in Afrika, Asien und Europa, als Papst nicht vor den Kopf stoßen. Sicherlich wird er nicht die Frauenweihe einführen und Homosexualität wird auch in Leos Pontifikat eine katholische Sünde bleiben.
Dass er in seiner ersten Ansprache auf dem Balkon des Petersdoms Papst Franziskus dankte, dass er davon sprach, eine synodale Kirche zu wollen, „eine Kirche im Aufbruch, für den Frieden und die Nächstenliebe“, deutet aber darauf hin, dass er nicht den Bruch sucht mit seinem [1][befreiungstheologisch geprägten Vorgänger]. Auch, dass er auf Spanisch seine Diözese in Peru grüßte, deutet in diese Richtung.
Sein Papstname zeugt zudem von einer sozialen Vision. Leo XIII. (1810-1903) war ein hoch politischer Pontifex und machte zum ersten Mal die Soziale Frage zum Thema einer päpstlichen Enzyklika. Er galt als Friedenspapst, auch Leo XIV. betonte in seiner Antrittsansprache die Bedeutung des Friedens. Mit seinen 70 Jahren ist er durchaus noch jung genug für diplomatische Reisen.
US-Präsident Donald Trump hat sich kürzlich in den sozialen Medien noch [2][selbst als Papst vorgeschlagen]. Nach dem ersten Auftritt Leos XIV. schrieb Trump: „Was für eine Freude und was für eine große Ehre für unser Land. Ich freue mich darauf, Papst Leo XIV. kennenzulernen. Es wird ein bedeutsamer Moment sein!“
Es könnte auch ein kritischer Moment werden. Den Versatzstücken des heiligen Augustinus, mit denen Trumps katholischer Vize J.D. Vance die menschenverachtende Migrationspolitik der US-Regierung rechtfertigt, steht nun ein leibhaftiger Augustiner-Papst mit einem Herzen für Lateinamerika gegenüber. „Das Böse wird nicht die Oberhand gewinnen“, sagte Leo XIV. schon in seinen ersten Minuten als Papst.
8 May 2025
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