taz.de -- USA und Russland tauschen Gefangene aus: Tänzerin Ksenia Karelina ist wieder frei

Die US-amerikanische-russische Tänzerin kommt auf freien Fuß. Sie war in Russland wegen Hochverrats zu 12 Jahren Straflager verurteilt worden.
Bild: Ksenia Karelina bei einer Anhörung vor Gericht im Juni vergangenen Jahres

Berlin taz | „Wenn wir nichts tun, wird sie im Gefängnis sterben. Sie hat keine Hoffnung, herauszukommen, denn in Russland gibt es keine Gerechtigkeit“, sagte Eleonara Srebroski, Ex-Schwiegermutter der Balletttänzerin Ksenia Karelina (Chawana), dem Independent im Februar 2024.

Dieses Schicksal bleibt der 34-Jährigen glücklicherweise erspart. Informationen des Wall Street Journal (WSJ) zufolge kam Karelina, die die russische und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, am Mittwoch [1][im Rahmen eines Gefangenenaustausches] in Abu Dhabi, Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, frei. Das hatten der russische Geheimdienst FSB sowie sein US-amerikanisches Pendant CIA in die Wege geleitet – als Zeichen einer weiteren Stärkung des Vertrauens zwischen den Ländern, so WSJ.

Karelinas Anwalt Michail Muschailow bestätigte dem russischen Medienunternehmen RBK die Freilassung seiner Mandantin. Auch US-Außenminister Marco Rubio war die Nachricht einen Tweet wert. „Die Amerikanerin Ksenia Karelina fliegt nach Hause in die USA. Sie wurde vor über einem Jahr in Russland illegal festgenommen und Präsident Trump hat ihre Freilassung erwirkt. Er wird weiterhin daran arbeiten, ALLE Amerikaner*innen zu befreien“, schrieb Rubio auf Twitter.

Ksenia Karelina stammt aus Jekaterinburg, dort ging sie zur Schule und schloss 2013 ein Studium ab. Ihren Einträgen in sozialen Netzwerken ist zu entnehmen, dass sie 2021 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt und einen US-Amerikaner heiratete. In den letzten Jahren lebte sie in Los Angeles.

„Geringfügiges Rowdytum“

Anfang 2024 reiste sie nach Russland, um dort Verwandte zu besuchen. Am 27. Januar 2024 wurde sie vor einem Kino in Jekaterinburg von Streifenpolizisten festgenommen und zu 14 Tagen Haft verurteilt. Der Vorwurf lautete auf „geringfügiges Rowdytum“ – Karelina soll geflucht und sich ihrer Festnahme gewaltsam widersetzt haben. Sie selbst stritt alle Vorwürfe ab.

Nachdem sie Beschwerde gegen ihre Festnahme beim Gericht eingereicht hatte, wurden plötzlich neue Anschuldigungen präsentiert: Diese lauteten jetzt auf Hochverrat, da Karelina im Februar 2022 51 US-Dollar an die ukrainische Stiftung Razom for Ukraine mit Sitz in New York gespendet haben soll. Die Stiftung sammelt Geld für humanitäre Hilfe und medizinische Ausrüstung, Letztere geht in Teilen auch an das ukrainische Militär.

[2][Im August vergangenen Jahres war Karelina zu zwölf Jahren Lagerhaft verurteilt worden]. Zudem wurden ihr eine Geldstrafe von umgerechnet 3.000 Euro sowie sich daran anschließende Freiheitsbeschränkungen von anderthalb Jahren auferlegt. Die Staatsanwaltschaft hatte 15 Jahre Haft gefordert. Angeblich soll sich Karelina schuldig bekannt haben.

Festnahme auf Zypern

Im Gegenzug zur Freilassung von Ksenia Karelina kam der russisch-deutsche Doppelstaatler Arthur Petrow auf freien Fuß. Er war im August 2023 auf ein Ersuchen Washingtons hin auf Zypern festgenommen worden. Im darauffolgenden Jahr wurde er in die USA ausgeliefert.

Den Ermittlungen zufolge sollen Petrow sowie zwei weitere Russen zwischen Februar 2022 und August 2023 bei US-amerikanischen Firmen Elektronik im Wert von mehr als 225.000 US-Dollar für das St. Petersburger Unternehmen LLC Electrocom VPK gekauft und nach Russland eingeführt haben. Dieses Unternehmen beliefert russische Waffenhersteller.

10 Apr 2025

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AUTOREN

Barbara Oertel

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