taz.de -- Umbau der Justiz: Die Säuberung geht weiter

US-Präsident Trump feuert alle Bundesstaatsanwälte, die von Vorgänger Joe Biden ernannt wurden. Die Entlassungen sind Teil einer Säuberung von Justiz und Strafverfolgungsbehörden.
Bild: Die US Justiz wird brutal umgebaut – jetzt wurden alle Bundesstaatsanwälte gefeuert

taz | Berlin [1][US-Präsident Donald Trump] hat am Dienstag die Entlassung aller noch aus der Biden-Zeit verbliebenen Bundesstaatsanwälte angeordnet. Insgesamt gibt es 93 Bundesstaatsanwälte für die 94 Bundesbezirke. Dass diese Posten nach einem Regierungswechsel in Washington ausgetauscht werden, ist übliche Praxis. Bemerkenswert ist in diesem Fall allerdings die Begründung: Die Justiz sei unter Biden politisiert und als Waffe gegen politische Gegner eingesetzt worden wie noch nie zuvor – das höre jetzt auf, erklärte Trump auf seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social.

„Wir müssen sofort ‚aufräumen‘ und das Vertrauen wiederherstellen“, erklärte Trump [Dem sollte niemand vertrauen, [2][d. säzzer]]. Amerikas „goldenes Zeitalter“ müsse „ein faires Justizsystem“ haben, schrieb er weiter und führte aus: „Das beginnt heute.“

Die Entlassungen sind Teil einer ausgeweiteten Säuberung von Justiz und Strafverfolgungsbehörden. Wer in den vergangenen Jahren auch nur irgendwie an den Ermittlungen gegen Trump wegen einer seiner vielen Verfehlungen beteiligt war, soll weg: seien es Ermittlungen wegen [3][der illegalen Mitnahme von Geheimdokumenten in Trumps Anwesen] in Mar-a-Lago; sei es wegen seiner Versuche, Wahlbeamte zur Fälschung des Wahlergebnisses von 2020 anzustacheln; sei es wegen seiner Rolle [4][beim Sturm aufs Kapitol,] als er sogar seinen Vizepräsidenten aufforderte, verfassungswidrig zu handeln, um die formelle Bestätigung des Wahlergebnisses zu verhindern. Alles Schmutzkampagnen, alle beteiligten Ermittler müssen weg, so die Devise.

Noch weitreichender allerdings als die Anordnung, die Bundesstaatsanwälte zu feuern, ist ein anderes Dekret, das Trump ebenfalls am Dienstag unterzeichnete. Damit befiehlt Trump den unabhängigen Regierungsbehörden, die als Watch-Dog-Institutionen über die Einhaltung der Regeln und Gesetze wachen sollen, ihre Ausgaben und Aktionen vom Weißen Haus absegnen zu lassen – sie müssten im vollen Einklang mit den politischen Prioritäten seiner Präsidentschaft stehen.

Nächster Schritt zur Schleifung der Behörden

Im Übrigen obliege es ausschließlich dem Präsidenten und der Justizministerin, Gesetze verbindlich auszulegen. Ihre Interpretation sei bindend. Das ist der nächste Schritt hin zur Schleifung dieser Behörden, die einst vom Kongress genau zu dem Zweck gegründet wurden, dass sie bei Übergriffigkeiten einer Regierung einschreiten können.

Schon vor Wochen hatte Trump seinen neuen Chef des mächtigen Office of Management and Budget, Russell Vought, einen der Kernautoren des „Project 2025“, quasi als Oberaufseher an die Spitze der unabhängigen Behörden gesetzt – und regelwidrig einige der Behördenleiter gefeuert. Entsprechende Verfahren sind inzwischen [5][beim Obersten Gerichtshof anhängig]. Gibt die rechte Mehrheit der Richter*innen Trump freie Hand, steht einem Umbau zum Trump-Staat nichts mehr im Wege.

19 Feb 2025

LINKS

[1] /USA/!t5007479
[2] /Nachruf-auf-taz-Setzer-Georg-Schmitz/!6067175
[3] /Geheimdokumente-beim-Ex-US-Praesidenten/!5875954
[4] /Drei-Jahre-nach-Sturm-aufs-Kapitol/!5982050
[5] /Entlassener-Hampton-Dellinger/!6070496

AUTOREN

Bernd Pickert

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