taz.de -- Razzia in palästinensischem Buchladen: Fußtritte gegen den friedlichen Dialog
In einem Ostjerusalemer Buchladen ist es zu einer Razzia und Verhaftungen gekommen. Israelische Intellektuelle solidarisieren sich mit den Betreibern.
„Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen“, schrieb der Dichter Heinrich Heine. Und an einem Ort, an dem Bücher beschlagnahmt und ihre Verkäufer verhaftet werden, ist der Weg zur Verletzung der Rechte auf Meinungsäußerung und Freiheit, des Rechts auf Eigentum und des Rechts auf Leben sehr kurz.
Die Bildungsbuchhandelskette und ihr Flagshipstore in Ostjerusalem sind kulturelle Zentren für palästinensische und israelische Begegnungen. Wir befürchten, dass die Razzia, die Beschlagnahmung von Büchern und die [1][Inhaftierung der Besitzer] unter dem Vorwand der „Störung der öffentlichen Ordnung“ eine Provokation der israelischen Regierung ist, die darauf abzielt, die [2][palästinensische Kultur] auszulöschen und die daran Beteiligten zu schikanieren.
Wir rufen Literaten und Intellektuelle, Schriftsteller und Dichter sowie Buchhändler dazu auf, nach Jerusalem zu kommen, der Bildungsbuchhandlung beizustehen und ihre Unterstützung für die freie Kultur, den Dialog zwischen den Völkern und die Erziehung zu Toleranz und Humanismus als einziges Mittel zur Lösung des Konflikts zum Ausdruck zu bringen.
Die Buchhandlung wurde 1984 vom Vater der Familie, Ahmed Muna, gegründet. Heute wird sie von Mahmoud Muna und seinem Neffen Ahmed Muna geführt. Die beiden Männer wurden am Sonntag verhaftet.
Mahmoud Muna vertritt eine scharfe und klare, wenn auch kritische Stimme für die Koexistenz. In dem Laden, der in zahlreichen Sprachen eine große Auswahl an Büchern über den Konflikt sowie Übersetzungen von hebräischen Büchern bereithält, finden regelmäßig Veranstaltungen und Kurse zur palästinensischen Kultur statt. Die unabhängige Buchhandlung fördert die Werte des Liberalismus und Humanismus.
Das [3][gewaltsame Vorgehen] der israelischen Polizei scheint ein Versuch der Strafverfolgungsbehörden zu sein, jede Chance auf einen Dialog mit Füßen zu treten.
12 Feb 2025
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