taz.de -- momentaufnahmen: Wenn nicht alles nachgemacht werden soll
Besuch in Frankfurt am Main. Wo andere ins Museum gehen, gehe ich lieber in den Palmengarten im Westend. Beete, Blumen, Insekten. Das werden tolle Fotos!
Ich biege und strecke mich, balanciere auf einem Bein, um möglichst nah ans Objekt zu kommen, ohne den Weg zu verlassen. So was darf man ja nicht.
Ein Mann hat ähnliche Absichten, auch er macht Fotos. Mit dem Unterschied, dass er einfach zwischen die Stauden tritt, sich ins Beet hockt, Stängel zurechtbiegt. Vorsichtig, aber wie selbstverständlich. Kein Ordner kommt, niemand petzt.
Die sind ja lässig hier in Hessen, denke ich, und mache es ihm nach. Das werden noch tollere Fotos. Jemand tippt mir auf die Schulter, es ist der Mann, der fotografiert hat. „Darf ich mich kurz vorstellen, ich bin Mitarbeiter hier“, sagt er. „Sie scheinen ein Auge für Details zu haben. Ich zeige Ihnen gern einige besondere Pflanzen, die Sie auch vom Weg aus gut fotografieren können.“
Lässiger mit den Regeln sind sie in Hessen also nicht. Aber netter beim Mitteilen, dass man sie einhalten soll. Sigrid Tinz
14 Sep 2024