taz.de -- Amazon Prime Day: Beschäftigte zum Streik aufgerufen

Verdi kündigt Streik an fünf Amazon-Verteilzentren an – mit Beginn der Nachtschicht zum Dienstag. Amazon betont, wettbewerbsfähige Löhne auszuzahlen.
Bild: Warnstreik in Leipzig, Juli 2023

Berlin afp | Anlässlich des Prime Day bei Amazon hat die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten an fünf Verteilzentren des Versandhändlers zum [1][Streik] aufgerufen. Zu dem ganztägigen Ausstand aufgefordert wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Beginn der Nachtschicht zum Dienstag, wie die Gewerkschaft mitteilte. Betroffen sind demnach unter anderem die Standorte Bad Hersfeld, Leipzig, Koblenz, Rheinberg und Werne.

„Wir freuen uns für die Kundinnen und Kunden, dass sie am Prime Day Vergünstigungen bekommen“, erklärte [2][Verdi]. „Aber wir brauchen für die Beschäftigten, die das alles überhaupt erst möglich machen, auch Anerkennung.“ Verdi fordert von Amazon, dass das Unternehmen die Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels anerkennt sowie den Abschluss eines Tarifvertrags „Gute und gesunde Arbeit“.

Die Menschen bräuchten „auch und vor allem in der Krise materielle Sicherheit“, erklärte Verdi. Diese bekämen sie nur mit einem „ordentlichen Tarifvertrag“. Zwar habe das Unternehmen die Stundenlöhne in den vergangenen Jahren immer wieder angehoben. Tatsächlich jedoch blieben die Einkommen der Beschäftigten durch längere Arbeitszeiten und niedrige oder fehlende Sonderzahlungen „oft um mehrere hundert Euro“ unter denen in vergleichbaren tarifgebundenen Unternehmen.

Amazon selbst sah dem Streikaufruf bereits im Vorfeld gelassen entgegen. Der Betrieb bei Amazon laufe „völlig normal“, teilte ein Sprecher am Dienstagmorgen mit, „wir sehen keine Einschränkungen“. Amazon betonte zudem, das Unternehmen biete „eines der weltweit fortschrittlichsten Arbeitsumfelder mit [3][wettbewerbsfähigen Löhnen], Prozessen und Systemen“.

Der Einstiegsstundenlohn für Logistikmitarbeitende liege mittlerweile bei 14 Euro. Hinzu kämen „zahlreiche Extras und Vergünstigungen“, etwa die Übernahme der Kosten für das Deutschlandticket, Möglichkeiten zur betrieblichen Altersvorsorge und kostenlose Versicherungen. Der Amazon Prime Day findet am Dienstag und Mittwoch statt und lockt Kundinnen und Kunden mit teils hohen Rabatten.

10 Oct 2023

LINKS

[1] /Wilder-Streik-in-Graefenhausen/!5964196
[2] /Verdi/!t5007591
[3] /Deutschland-in-der-Wirtschaftskrise/!5949696

TAGS

Arbeitskampf
Verdi
Amazon Prime
Logistik
Lohnlücke
Onlinehandel
Amazon
Verdi
Amazon

ARTIKEL ZUM THEMA

Einstiegslohn steigt auf 15 Euro: Mehr Geld für Amazon-Logistiker

20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen einen Euro mehr pro Stunde bekommen. Doch Tarifverträge lehnt das Management seit jeher ab.

Protest gegen Gentrifizierung: Singen gegen Amazon

Eine Protest-Oper arbeitet sich am Amazon-Tower ab und zeigt, dass das widerständige Berlin noch nicht Geschichte ist.

Amazon gegen Betriebsrat: Ein Foto als Kündigungsgrund

Weil er Spritkosten für Treffen mit Politikern über seinen Arbeitgeber abgerechnet hat, hat Amazon den Betriebsrat Rainer Reising fristlos entlassen.

Amazon-Betriebsrat: Klage nach Kündigung erfolglos

Ein Betriebsrat trifft zwei Politiker während seiner Arbeitszeit. Kurze Zeit später erhält er die Kündigung. Das war rechtens, entscheidet ein Gericht.