taz.de -- Schriftstellervereinigung PEN: Kein Grund zur Aufregung
In der Schriftstellervereinigung PEN ist die lautstarke Unsachlichkeit seit Jahren ein Problem. Nach dem großen Knall wird der Respekt bald zurückkehren.
Der Anlass dessen, was auf der [1][PEN-Jahrestagung in Gotha] seine Bahn brach, war eigentlich gar nicht der öffentlichen Rede wert. Nur gelingt es dem PEN, in dem auch Journalisten und Publizisten Mitglied sind, kaum, interne Konflikte ohne Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen. Der Konflikt hat sich entladen durch profane interne E-Mails zwischen Vorstandskollegen, die nicht gerade als höflich empfunden wurden.
Es erscheint schon fast beruhigend: Der Verein bewegt sich völlig auf der Höhe der Zeit. Wie auch in der Bevölkerung sind Hatespeech und lautstarke Unsachlichkeit seit Jahren ein Problem. Es verwundert nur, dass gerade der PEN, der seit jeher debattierfreudig ist, aufgrund des eigenen Anspruchs auf Meinungsfreiheit darauf noch keine Antworten gefunden hat.
Anders als mitunter vermutet wird, tobt im PEN weder ein Generationenstreit noch ein Streit über die Ausrichtung des Vereins. Längst hat der PEN den Weg der Mitgliederverjüngung eingeschlagen. Jeder, der sich zudem den Auftrag des Internationalen PEN anschaut weiß, dass es sich auch bei dem deutschen PEN zweifelsohne längst um eine NGO handelt und handeln muss.
Wer einen reinen (elitären) Autorenzirkel möchte, der muss anerkennen, dass es diesen – zum Glück – nicht (mehr) gibt und dieser auch nicht zeitgemäß wäre. Der Einsatz für verfolgte Schriftsteller ist das Markenzeichen des PEN und macht das gemeinsame Selbstverständnis aus.
Der PEN wird [2][Wege zur gewaltfreien Kommunikation] finden. Das heißt nicht, dass er dadurch an Debattierfreudigkeit verlieren muss, für die er nach wie vor bekannt ist und geschätzt wird. Ganz im Gegenteil. Regeln des respektvollen Umgangs werden das Profil des Vereins stärken. Dazu bedurfte es des reinigenden Gewitters.
Jung und Alt stritten in Gotha gemeinsam. Welche Jahrestagung hätte die Bedeutung des Wortes besser unter Beweis stellen können. Für genau diese Eintracht bei der Verteidigung des Wortes wird der [3][PEN] gerade heute so sehr gebraucht, wie selten zuvor.
20 May 2022
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