taz.de -- Frauenrechte unter den Taliban: Höhere Schule nun auch für Mädchen

Ab kommender Woche dürfen in Afghanistan auch Mädchen alle Schularten besuchen. Der Unterricht soll aber nach Geschlechtern getrennt erfolgen.
Bild: Bisher durften Mädchen unter den Taliban nur niedrige Schulen besuchen

Kabul reuters | Die um internationale Anerkennung ringenden radikal-islamischen [1][Taliban in Afghanistan] lassen kommende Woche mit Beginn des neuen Schuljahrs Mädchen zum Unterricht an weiterführenden Schulen zu. „Alle Schulen werden für alle Jungen und Mädchen geöffnet“, sagte der Sprecher des Bildungsministerium in Kabul, Asis Ahmad Rajan, am Donnerstag Reuters. Allerdings dürften Mädchen nur getrennt von den Jungen und nur durch Lehrerinnen unterrichtet werden. In ländlichen Gegenden mit wenig Lehrpersonal könnten ausnahmsweise auch ältere Lehrer den Unterricht der Mädchen übernehmen.

Der Zugang zur Bildung für Mädchen und Frauen ist eine der zentralen Forderungen der internationalen Gemeinschaft an die Taliban, [2][die im vergangenen August die Regierung nach jahrelangen Kämpfen übernommen] haben. Die meisten Länder erkennen die neuen Machthaber nicht an und [3][begründen dies unter anderem mit der Stellung von Frauen] in einer fundamentalistisch-islamistischen Gesellschaft. In ihrer ersten Herrschaftsperiode von 1996 bis 2001 hatten die Taliban Frauen von Bildung und fast allen Berufen ausgeschlossen.

Die Taliban wollen wieder gemäß ihrer Auslegung des islamischen Rechts das Land regieren. [4][Gleichzeitig sind sie auf Milliarden-Hilfen des Westens angewiesen], um weit verbreitete Armut und Hunger zu bekämpfen. Die Hilfen wurden vergangenes Jahr weitgehend eingestellt.

Frauen in Afghanistan haben in den vergangenen Monaten berichtet, ihnen werde vielfach die Teilnahme am öffentlichen Leben verwehrt. In mehreren Fällen hätten die Betroffenen ihren Arbeitsplatz aufgeben müssen. Die für Frauenrechte zuständige [5][Heather Barr] bei Human Rights Watch warnte, die Wiedereröffnung von Schulen für Mädchen sei nicht unbedingt ein Hinweis auf die Wahrung der Rechte von Frauen.

18 Mar 2022

LINKS

[1] /Afghanistan-bei-der-Sicherheitskonferenz/!5836341
[2] https://news.un.org/en/story/2021/08/1097942
[3] /Dekret-zu-Frauenrechte-in-Afghanistan/!5820374
[4] https://www.dw.com/de/vereinte-nationen-wollen-45-milliarden-euro-f%C3%BCr-afghanistan/a-60390553
[5] https://twitter.com/heatherbarr1

TAGS

Schwerpunkt Afghanistan
Taliban
Frauenrechte
Bildung
Mädchen
Schwerpunkt Femizide
Islamismus
Minderjährige Geflüchtete

ARTIKEL ZUM THEMA

Prozessauftakt im Fall Maryam H.: Alles spricht für einen Femizid

Musste Maryam H. sterben, weil ihr Leben nicht den Vorstellungen ihrer Brüder entsprach? Die Angeklagten schweigen beim Prozessauftakt.

Buch über Islamismus: Fünf Generationen Hass

Seit drei Jahrzehnten verfolgt der Journalist Asiem El Difraoui die Entwicklung des internationalen Dschihadismus.

Die Geschichte von Habiba F.: Verwehrtes Familienleben

Die 15-jährige Habiba ist aus Afghanistan geflohen. Ihre Schwester lebt in Lüneburg, Habiba bekam eine Vormündin und muss in Hamburg wohnen.