taz.de -- Die Wahrheit: Russlands Most Wanted
Eine deutsche Spielefirma bringt endlich das große Quartett zu Putins Krieg heraus. Besonders der Herz König verdient Aufmerksamkeit.
Ein Aufatmen geht durch die Luftschutzkeller: Das lange Warten, die zähe Langeweile haben ein Ende. Endlich hat Schmidt Spiele in erprobter Zusammenarbeit mit der CIA das Quartett „Ukraine: Putins Krieg“ auf den Schwarzmarkt geworfen! Das Spiel, das in bester Tradition dem orientalischen Straßenfeger „[1][Irak Most Wanted]“ nachempfunden ist, kann schon jetzt nur noch im Darknet bestellt werden – und nur noch gegen Bares, nämlich echte Rubel. Die Preise gehen durch die Decke! Comicbuchladenthekenbückwarenfächer halten es zur Abholung bereit.
Selbstverständlich kann das Quartett mit dem bösen Pik Buben Putin aufwarten – in Sachen Atomsprengköpfe ist die Karte nahezu unschlagbar. Putin ist der „[2][Blitztrompf]“ dieser Edition, seine Karte ist die mit dem höchsten Wert an „Todesopfern“ und auch in der Kategorie „Gefühlskälte“ nicht zu übertreffen. Aber auch Gegenpapst Selinski – höchster Wert in der Kategorie „Besitz olivgrüner T-Shirts“, guter Wert in der Kategorie „Fernseherfahrung“ – ist genauso dabei wie Regionalhaudrauf Vitali Klitschko und der schon aus der „US-Election-Edition“ des Kassenschlager-Quartetts „Alte weiße Männer“ bekannte „Ugly Lame Joe“ Biden. Fehlen darf da auch nicht der olle Schröder – „längste Pipeline“, hoher Korruptionswert!
Der eigentliche Star dieser Edition ist aber er, der Herzkönig von „Russlands Most Wanted“, der „Comical Ali“ der russischen Gegenwart: Igor „Kony“ Konaschenkow. Man kennt ihn von seinen alerten Auftritten vor der Weltpresse, seinen täglichen Briefings zur militärischen Lage in Syrien wie auch jetzt im Syrien Europas, der Ukraine. Konaschenkow ist Generalmajor und Sprecher des russischen Militärs, eine Mischung aus Erdkundelehrer und verklemmtem Internatszögling mit Ladehemmung, sozusagen ein Heckler & Koch-Gewehr, das so gern eine Kalaschnikow wäre.
In der Kategorie „Militärische Steifheit“, die gezählt wird durch „Stöcke im Arsch“ – Kony steht bei 4, mehr geht kaum –, ist er genauso unschlagbar wie in Sachen „Landkartenfälschung“, „Aluhutgröße“ und „Sexappeal“. Hier schlägt er sogar seinen Präsidenten wie auch Gegner Selinski. Abgetrumpft werden kann er allenfalls noch vom ukrainischen Oligarchen und Ex-Präsidenten Petro „Dollar“ Poroschenko, dessen martialischer Auftritt im ZDF-„heute journal“ in dieser Woche unübertroffen bleibt.
Pik König Lawrow
Dass „Kony“ in diesem Quartett als Herzkönig geführt wird, ist neben Pik König Lawrow (Wert „Gromyko-Haftigkeit“: 7), nur zu verständlich, wenn man sich seine immense Ordenssammlung ansieht. Wer sonst kann sich „Sportmeister der Sowjetunion“ nennen?
Der Posterboy der Verstockten ist „Kony“ seit den schönen Tagen im lauschigen Aleppo. Sein Ausspruch „Wir beschießen keine zivilen Ziele“ ist zum geflügelten Wort aller Kriege geworden und macht seinem Vorbild, dem Lautsprecher Saddams, dem legendären „Comical Ali“ („There are no Americ+an infidels in Baghdad“) alle Ehre. Sticht!
25 Mar 2022
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