taz.de -- Die Wahrheit: Magath und Megadeth
Kann schon mal passieren, dass man in Gedanken leicht verrutscht und einen Fußballtrainer und eine Metal-Band verwechselt.
Vor ein paar Tagen, als sich gerade die Nachrichten überschlugen, weil ein Hauptstadtfußballverein einen beinahe vergessenen Trainer aus der frühen Steinzeit engagierte, suchte ich in meinem Smartphone Zerstreuung und Ablenkung von den anderen Nachrichten des Tages. Beim Scrollen in meinem bevorzugten sozialen Medium glitt ein Posting zum ersterwähnten Thema an meinem Blick vorüber – allerdings großteils auch an meinem Bewusstsein vorbei. „Megadeth?“, dachte ich verdutzt. „Was war denn mit Megadeth??“
Ich scrollte zurück. Erleichterung machte sich in meiner Seele breit, als ich zu verstehen begann: „Magath. Nicht Megadeth. Da geht es nur um Felix Magath.“ Gleichzeitig ärgerte ich mich über mich selbst, da ich Meldungen aus dem Fußballzirkus in der Regel wenig Aufmerksamkeit schenke. Die Band Megadeth schätze und kenne ich zwar ebenfalls nicht besonders, aber immerhin entstammt sie der Sphäre der Rockmusik, über deren Eigenheiten, Kämpfe und Begebenheiten ich gern lese.
In mein favorisiertes soziales Netzwerk schrieb ich, um die Verwirrung in Worte zu fassen: „Ich weiß auch nicht, was das soll, aber ich lese statt ‚Magath‘ ständig ‚Megadeth‘“, und fügte ein Ratlosigkeits-Emoji an. Dieser Beitrag erhielt in den folgenden Stunden Dutzende von Likes, Herzchen plus Smilies und hatte nach einem Tag etwa hundert solcher Reaktionen eingeheimst sowie etliche Kommentare, die den Bandnamen und Magaths berüchtigte Trainingsmethoden unter anderem mit Medizinbällen in einen scherzhaften Bezug zueinander setzten.
Megadeth, sollte ich vielleicht grob erklären, ist eine in den achtziger Jahren gegründete altehrwürdige Thrash-Metal-Band, gewissermaßen eine Abspaltung der frühen Metallica. So ungefähr muss man sich auch die Musik der Band vorstellen, die es nach Umbesetzungen und längerer Pause als eine der großen der Metal-Welt immer noch gibt. Ich habe nie ein Lied der Band im Kopf behalten, aber als ich ein wenig im Netz nachlas, checkte ich, wieso Megadeth so etwas wie die Band der Stunde war.
Vom eigenwillig geschriebenen Bandnamen über die Lyrics bis zu den Titeln ihrer einzelnen Alben („Killing Is My Business … and Business Is Good!“, „Peace Sells … But Who’s Buying?“, „Rust in Peace“) haben sich vermutlich wenige Bands so obsessiv oder plakativ aus der Schreckenskammer der Achtziger-Ängste vor Krieg und atomarem Overkill bedient wie Megadeth, so jedenfalls mein Eindruck.
Wie oberflächlich kam wiederum ich mir deshalb im Nachhinein vor! Ich hatte mich praktisch jedes Mal, wenn jemand in den Kommentaren den Bandnamen fälschlicherweise als „Megadeath“ schrieb, aufgeregt, als fühlte ich mich in meiner Fan-Ehre gekränkt, hatte einmal sogar gekeift: „Du sagst ‚Mega-DEATH‘ wie so ein Lehrer, der ‚Punker‘ sagt statt Punks“ – statt mir einfach die Alben zu besorgen, bevor das mit den Hamsterkäufen losgeht!
22 Mar 2022
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