taz.de -- Globaler Klimastreiktag am Freitag: „Zeichen vor Glasgow“
Fridays for Future ruft für Freitag zum achten weltweiten Streik auf, um Druck vor der Internationalen Klimakonferenz zu erzeugen.
Hamburg taz | Zwei Tage [1][vor der Bundestagswahl] und knapp sechs Wochen vor der UN-Klimakonferenz in Glasgow findet der achte globale Klimastreik statt. Dazu ruft Fridays for Future auf. Unter dem Motto „Uproot the system“, auf Deutsch etwa „Stellt das System auf den Kopf“, wollen sich über 1.160 Ortsgruppen auf allen Kontinenten beteiligen. In Deutschland soll in 428 Städten demonstriert werden, auch in Burundi, Indonesien, Bolivien, dem Libanon und der Arktis meldeten Ortsgruppen Proteste an.
[2][Als Generationenkonflikt wollen die Aktivist*innen die Klimakrise schon seit vergangenem Jahr nicht mehr verstehen]. „Der Eindruck, das Klima interessiere nur junge Menschen, ist falsch“, sagt Fridays-Sprecherin Carla Reemtsma. In vielen Ländern seien die Folgen der Erderhitzung schon lange real für alle Generationen, auch in Deutschland seien die Folgen längst spürbar. „Natürlich betrifft der Klimawandel Jüngere stärker, aber er ist kein zukünftiges Problem“, sagt Reemtsma.
So steht am Freitag wie schon bei vergangenen Streiks [3][die globale Gerechtigkeit] im Vordergrund. „Die Eliten des globalen Nordens haben durch Kolonialismus, Imperialismus, systematische Ungerechtigkeit und Gier die Klimakrise verursacht“, schreiben die Aktivist*innen im internationalen Aufruf. Reparaturzahlungen an die am stärksten betroffenen Menschen und Regionen könnten dabei nur der Anfang sein, sofort fällig wären zudem drastische Emissionsreduktionen, Schuldenschnitte und eine globale Covid-Impfgerechtigkeit. Dauerhaft müsste das ungerechte System durch eines ersetzt werden, das die Menschen und den Planeten in den Vordergrund stelle.
Die verflixten 1,5 Grad
In Deutschland kritisieren die Aktivist*innen den „verlogenen Wahlkampf“, in dem die Parteien das Klimathema instrumentalisierten, ohne dabei auch nur ansatzweise ausreichend Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise zu vertreten. „Keine der möglichen Koalitionen wird ohne den massiven Druck von der Straße [4][die 1,5-Grad-Grenze einhalten]“, sagt die Hamburger Fridays-Sprecherin Maia Stimming.
Das Datum des Streiks habe mit der Bundestagswahl wenig zu tun, sagt Carla Reemtsma. Wichtig sei bei der Terminfindung gewesen, ein starkes Zeichen vor Glasgow zu setzen. Auf die Frage, ob die achte Wiederholung des Streiks überhaupt noch Druck erzeugen könne, sagt sie: „Niemand hat erwartet, die Klimakrise mit ein, zwei Streiks lösen zu können.“ Nötig sei eine Bandbreite an Aktionsformen, von der Beteiligung in den Parlamenten über Massendemonstrationen bis zu zivilem Ungehorsam.
22 Sep 2021
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Überall auf der Welt protestieren Menschen für mehr Klimagerechtigkeit. In Berlin kommt auch Greta Thunberg auf die Demo.
Weltweit streiken Aktivist*innen für das Klima. Fünf von ihnen berichten – von deutscher Kohle und indischer Trockenheit.
Zwei Tage vor der Bundestagswahl ruft Fridays for Future zum globalen Klimastreik auf. Allein hierzulande sind in hunderten Städten Demos geplant.
Beim globalen Klimastreik will „Fridays for Future“ am Freitag auch im Norden streiken. Ältere Wähler*innen seien nun in der Pflicht.
Klimafortschritte beim UNO-Treffen: Die USA stocken Hilfen für arme Länder auf, China will keine Kohlekraftwerke im Ausland mehr bauen.
Präsident Xi kündigt vor der UNO an, Entwicklungsländer mit grüner Energie zu unterstützen, statt dort Kohlekraftwerke zu bauen.
Gehen die drei Kanzlerdandidat*innen auf die Hungerstreikenden ein, könnten sie einen Präzedenzfall schaffen. Doch es geht um Menschenleben.
Klimaaktivist:innen hungern seit drei Wochen. Protestforscher Dieter Rucht findet die Aktion trotz historischer Vorbilder nicht aussichtsreich.
Die Vollversammlung der Weltnaturschutzunion fordert den Schutz des Amazonas bis 2025. Damit folgt sie einem Antrag indigener Gruppen.