taz.de -- Digitalisierung der Berliner Schulen: Mehr Bytes für alle
Die Berliner Schulen werden schneller ans Glasfasernetz angeschlossen: Das landeseigene Rechenzentrum ITDZ soll's richten.
Berlin taz | Zwei Dinge will die Grünen-Abgeordnete Stefanie Remlinger am Montag beim Pressegespräch zur [1][Digitalisierung der Berliner Schulen] gerne gleich mal festhalten: „Die Pandemie hat sicherlich einige Dinge sehr beschleunigt. Und zugleich haben wir gesehen, wie viel Struktur wir eigentlich noch in die Dinge bringen müssen.“
Tatsächlich ist man beim Thema Struktur nun offenbar einen entscheidenden Schritt weitergekommen – zumindest was den schnellen Internetanschluss mittels Glasfaser angeht. So soll künftig nicht mehr die Senatsbildungsverwaltung die Ausschreibung für den Anschluss der allgemeinbildenden Schulen auf den Weg bringen. Stattdessen soll das landeseigene IT-Dienstleistungszentrum ITDZ, das der Innenverwaltung unterstellt ist, die technische Organisation und die Beauftragung von externen Firmen übernehmen.
Ein entsprechender Beschluss auf Staatssekretärsebene mit der Senatskanzlei, den Remlinger mitverhandelt hatte, wird im April Thema im Hauptausschuss sein.
Die stellvertretende Fraktionschefin der Berliner Grünen und Haushaltspolitikerin, betonte das am Montag als „Meilenstein“ in Sachen Digitalisierung – weil es keinesfalls egal sei, welche Verwaltung sich nun um den Anschluss der Schulen ans schnelle Netz kümmert. Denn das ITDZ kümmert sich auch bereits um den Anschluss aller anderen Verwaltungsgebäude – die Schulen, obwohl ebenfalls Verwaltungsinfrastruktur, außen vor zu lassen, wäre nicht effizient.
Bloß einmal buddeln
Zumal man dann „zweimal gebuddelt“ hätte für Kabelschächte und Co, wie Remlinger sagt: Das ITDZ hätte nur die Sekretariate ans Verwaltungsnetz angeschlossen – aber das schnelle Netz für die Online-Lernplattformen, die inzwischen alle Schulen fürs Homeschooling in der Pandemie nutzen, wäre dann Aufgabe der Bildungsverwaltung gewesen.
Nun soll es stattdessen eine sogenannte Campuslösung aus einer Hand durch das ITDZ gemanagt, geben: Wenn irgendwo eine Schule ans Glasfasernetz angeschlossen wird, sollen gleich auch umliegende Verwaltungsgebäude mitgedacht werden – etwa Außenstellen von Jugendämtern. Das landeseigene Rechenzentrum verschaffe sich gerade berlinweit einen Überblick, wie weit jeder einzelne Verwaltungsstandort von den insgesamt rund 1.100 Kilometern Landesnetz entfernt liege, heißt es aus der Verwaltung.
Remlinger ist optimistisch, „dass wir in 2 Monaten einen Überblick vorliegen haben und noch vor der Sommerpause auch eine seriöse Finanzplanung haben werden“. Bis 2024 könnten dann ihrer Prognose nach alle Schulen Glasfaser bis in die Klassenzimmer haben.
Fraglich ist, was die Bezirke in der Zwischenzeit unternehmen können, um ihre Schulen bis dahin durchs pandemiebedingte Homeschooling zu bringen. Denn die Bezirke sind wiederum zuständig für die strukturierte [2][LAN-Verkabelung] in ihren Gebäuden – was erst mal nichts mit dem Glasfaseranschluss zu tun hat, aber ebenfalls die Internetgeschwindigkeit erhöht.
Laut dem Pankower Schulstadtrat Torsten Kühne (CDU) sind das meist keine einfachen Bauarbeiten, deshalb sortiere man die Kabel erst neu, wenn wirklich eine Generalsanierung anstünde. Laut Kühne ist man gerade dabei, sich im Bezirk einen Überblick zu verschaffen, wo demnächst bei anstehenden Sanierungen eine Neuverkabelung mitgedacht werden könnte – insgesamt 12 Standorte habe man bisher ermittelt.
Schulleitungen berichten, dass die Lernplattformen zwar inzwischen gut funktionierten, „aber bei Videokonferenzen immer noch der Standard ist: Ohne Video, aber immerhin mit Audio“, wie ein Lichtenberger Schulleiter der taz kürzlich sagte.
Die Senatsbildungsverwaltung hatte deshalb kürzlich angekündigt, dass alle Schulen „unbürokratisch“ [3][mobile WLAN-Router] beantragen könnten. Dafür brauche es im Klassenzimmer ledigliche „eine Steckdose und ein Fenster“ Das sei „eine pragmatische Zwischenlösung für die Glasfaseranbindung“, hatte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) gesagt. Warum die Fenster-Steckdosen-Lösung nicht auch dauerhaft so belassen? Als Zwischenlösung ja, als Dauerlösung allerdings zu teuer und nicht leistungsfähig genug, sagen Digital-Experten aus der Verwaltung.
Als Modellprojekt will die Bildungsverwaltung nun zudem 25 Schulen bereits „bis Ende Juni 2021“ ans Breitband anschließen, wie sie am Montag mitteilte. Beauftragt wurde damit die Telekom. 35 weitere Schulstandorte für den „Testversuch“ würden „geprüft“.
15 Mar 2021
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