taz.de -- Die Wahrheit: Knuddeln bis zum Tubbietod

Corona geht Cosinus: Für die zweite Welle prophezeit Polit-Orakel und Ex-Forschungsminister Riesenhuber eine Schmusepandemie.
Bild: Keine Angst vor Achsel-schweiß: Heinz Riesenhuber

Sein Markenzeichen war der Querbinder, doch ist er auch der Querdenker – jenseits alu-rechtsblinkender Verschwörungswürste. Den langjährigen Alterspräsidenten des Bundestages hält es derzeit nicht lange in seinem Heim in Frankfurt-Unterliederbach. Heinz Riesenhuber, 84, vierfacher Familienvater, und „fit wie zwei Wanderstiefel“, wird nicht müde, in sozialen Medien und der Bundespressekonferenz (BPK) „eine verstörend hoffnungsvolle Vision“ zu verkünden. Denn der einstige Ko-Präsident des Deutsch-Japanischen Kooperationsrates (DJR) weiß sicher, „meine japanischen Kollegen haben es mir bestätigt“, dass eine zweite Welle kommt. Aber: „Die verläuft völlig anders als erwartet.“

Was weiß Heinz Riesenhuber, was weiß das Team um Shinzō Abe?

„In Zukunft wird die Chemie zwischen uns Menschen wieder stimmen“, orakelt der promovierte Diplomchemiker bei der BPK und einer Tasse Malzkaffee. „Ab 15. Juni gehört räumliche sowie körperliche Distanz komplett der Vergangenheit an.“ Ein Raunen flutet die wenigen physisch anwesenden Medienvertreter. Geht es hier seriös zu? Sehr wohl. Heinz Friedrich Ruppert Riesenhuber hat stichhaltige Beweise auf seinem Blatt. Das Virus ist demnach dabei zu mutieren, bis Mitte Juni ist seine Mutation abgeschlossen.

„Und dann?“, fragt die eine Kollegin von der [1][Berliner Woche]. „Hinter den Hügeln und jedem bekannt, liegt das [2][Teletubbiesland]“, antwortet Riesenhuber. „Dann heißt es endlich wieder: Komm, wir schmusen, oh, oh!“ Was sich teils noch zaghaft andeute, werde „sehr bald“ ein Massenphänomen. Wer das mutierte, höchst aggressive und ab Pfingstmontag sich linear rasch verbreitende Virus in sich trage, der oder sie könne nicht anders – er oder sie müsse schmusen. „Und es werden jetzt schon minütlich mehr“, strahlt Riesenhuber, der sich geschäftstüchtig wie eh und je die entsprechenden globalen Schmuseschutzausrüstungsrechte gesichert hat.

Replay-Taste in der Bauchkomfortzone

In einem Fifty-Fifty-Deal mit der BBC lässt der Senior Abermillionen von Teletubbies-Schmuseschutzanzügen in lila, grün, gelb, rot und „selbstverständlich fairtrade“ in Nordkorea und Ostdeutschland fertigen. In Plüsch mit eingebautem Tablet samt Replay-Taste in der Bauchkomfortzone. Außerdem enthalten: ein Sensor, der piepst, „falls ein verschmuster Virusträger sich nicht in Sichtweite, doch nah dran befindet“. Stünden zwei, sieben oder fünfzig vom Schmusevirus Befallene beieinander, gebe es sowieso kein Halten mehr. Alle würden dann schmusen: „Auch Drosten mit der Bild, denn das Virus ist hochansteckend!“

Die Weltbevölkerung werde sich in Tinky Winky-, Dipsy-, Laa-Laa- und Po-Risikoloskohorten gruppieren. Er, Risikohuber, nein, Riesenhuber, sei da mehr als zuversichtlich – „Schmusen macht alle mundtot!“ Couragiert hakt die eine Kollegin von der Berliner Woche final nach: „Aber wenn es Abend wird im Teletubbiesland?“ Der Querbinder ist um keine Antwort verlegen: „Tja, dann ist Zeit für Tubbies-Winke-Winke. Dann alle teletubbietot.“

29 May 2020

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[1] https://www.berliner-woche.de/
[2] https://www.youtube.com/watch?v=6mGaJrpZYHQ

AUTOREN

Harriet Wolff

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