taz.de -- Gipfel zu Lebensmittelpreisen bei Merkel: Dumpingwerbung verbieten

Wir brauchen ein gesetzliches Verbot der Werbung mit Dumpingpreisen für bestimmte Fleischprodukte, fordert die NRW-Grüne Mona Neubaur.
Bild: Auf dem Milchbauerntag in Güstrow Ende Januar

Am Montag empfängt die Kanzlerin die großen deutschen Lebensmittelhändler zum Krisengipfel. Thema: Deren Dumpingpreise zerstören das Geschäftsmodell vieler Landwirt*innen. Einen großen Wurf erwartet dabei kaum jemand. Dabei wäre der notwendiger denn je – für uns Verbraucher*innen und für die Menschen auf dem Land.

Aktuell sind die Machtverhältnisse eindeutig. Vier große Einzelhandelskonzerne beherrschen den Markt und diktieren den Bauern die Preise. Konsequenz: Seit Jahren [1][sinkt die Zahl der bewirtschafteten Höfe]. Die Alternativen heißen: Wachse oder weiche. Vergrößer deine Ställe und Äcker, produzier immer mehr, immer billiger – oder verabschiede dich vom Hof.

Alles, was der zuständigen Bundeslandwirtschaftsministerin und dem Präsidenten des [2][Bauernverbandes] dazu einfällt, ist eine Kampagne, die an die Verbraucher*innen appelliert, künftig faire Preise für Lebensmittel zu zahlen. Das ist das Gegenteil von Politik und eine Flucht aus der Verantwortung. Das System produziert Lebensmittel auf Kosten unserer Lebensgrundlagen, auf Kosten der Landwirt*innen, des Tierwohls, der Qualität unseres Grundwassers.

Wir brauchen ein gesetzliches Verbot der Werbung mit Dumpingpreisen für Putenschnitzel, Hackfleisch & Co. Wer Fleisch kaufen will, muss klar erkennen können, was drin ist. Genau das muss auf der Verpackung stehen. Wir brauchen eine Verbesserung der Haltungsbedingungen und eine Kennzeichnung dieser per Gesetz. Was bei Eiern funktioniert, klappt auch beim Nackensteak.

Wir müssen den Landwirt*innen neue – alte – Märkte eröffnen, [3][Märkte vor der eigenen Haustür]. Im Moment produzieren viele für den Weltmarkt – wie gut wäre es, wenn sie durch regionale Erzeuger-, Vermarktungs- und Vertriebszusammenschlüsse die Menschen mit regional und fair produzierten Lebensmitteln versorgen. Wenn es dann noch gelingt, die Lebensmittelverschwendung durch die Legalisierung von „Containern“ oder über Foodsharing zu verringern, dann wäre allen geholfen.

3 Feb 2020

LINKS

[1] /Hoefesterben-in-der-Landwirtschaft/!5655955
[2] /Proteste-gegen-mehr-Umweltschutz/!5657247
[3] /Preiskampf-in-der-Biobranche/!5600467

AUTOREN

Mona Neubaur

TAGS

Landwirtschaft
Werbung
Dumping
Fleisch
Lebensmittelhandel
Bundeskanzlerin
Bauernverband
Bündnis 90/Die Grünen
Lebensmittel
Landwirtschaft
Küchengerät
Lebensmittelwirtschaft

ARTIKEL ZUM THEMA

NRW-Grüne in Aufbruchstimmung: Wo der Grüne Hammer hängt

Trotz Pandemie wagen die Grünen in Nordrhein-Westfalen einen „echten Parteitag“ – zur Mobilisierung kurz vor den Kommunalwahlen im September.

Initiative für faire Lebensmittel: Du bestimmst den Preis

Wie teuer darf die Milch im Supermarkt sein? Welche Qualität soll sie haben? Verbraucher können das jetzt per Online-Voting selbst entscheiden.

Höfesterben in der Landwirtschaft: Immer weniger Bauern haben Schwein

Viele Landwirte geben auf, weil der Staat nicht festlegt, wie Ställe künftig aussehen müssen. Der Bauernverband fordert weniger Tierschutz.

Ernährung in den neuen 20ern: 20 Euro für die Bratwurst

Wie ernähren wir uns im Jahr 2028? Küchen braucht man nicht mehr und Fleischfans proben den Aufstand. Zwei Berichte aus der Zukunft.

Preiskampf in der Biobranche: Ökoprodukte zu Dumpingpreisen

In Supermärkten werden immer mehr Ökolebensmittel verkauft. Das setzt die Bioketten unter Druck – und bald vielleicht auch die Bauern.