taz.de -- Senat: 300 Euro mehr in Brennpunkt-Kitas
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) kann binnen vier Jahren 239 Millionen Euro aus dem Gute-Kita-Gesetz des Bundestags verteilen.
Nach Lehrern sollen künftig auch Erzieherinnen und Erzieher in sozialen Brennpunkten der Stadt mehr verdienen. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) kündigte am Dienstag nach der Senatssitzung an, dass es dort ab 2021 eine Zulage von 300 Euro monatlich geben soll. Davon würden 4.600 der rund 30.000 Berliner Erzieher profitieren. Das Geld kommt aus dem „Gute-Kita-Gesetz“ des Bundestags, das 5,5 Milliarden an die Bundesländer verteilt. Berlin bekommt davon 239 Millionen, verteilt auf vier Jahre. Aus dem Landeshaushalt fließen jährlich bereits 1,7 Milliarden in die Kitas.
Scheeres wies darauf hin, dass einige Länder das Geld komplett dafür nutzen würden, um ihre Kitas beitragsfrei zu machen. Weil es das in Berlin bereits gibt, „bedeutet das, dass das Geld wirklich in die Qualität fließen kann“, sagte sie. „Unsere guten Kitas können bei dieser Maßnahme noch ein Stück besser werden.“
Die Verteilung der Millionen zielt vor allem darauf, mehr Fachkräfte für die Kitas zu gewinnen und dort zu halten. 77 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Eine von vielen Maßnahmen soll sein, dass sich eine Kita-Leitung bereits ab 85 Kindern und nicht wie derzeit ab 90 – jüngst noch ab 100 – auf die Führungsaufgabe konzentrieren kann und nicht in der Betreuung eingeplant ist. „Die Kita-Leitungen haben eine Schlüsselrolle“, sagte Scheeres.
64,5 Millionen Euro sollen nach dem Willen des rot-rot-grünen Senats in die Kindertagespflege fließen, jene Stellen, bei denen sich eine selbstständige Tagesmutter – oder entsprechend ein Tagesvater – um eine kleine Gruppe Kinder kümmert. Sie sollen laut Scheeres künftig 25 Prozent mehr verdienen. „Ziel ist es, einen Anreiz zu schaffen, eine solche Tätigkeit aufzunehmen und dadurch das Angebot an Plätzen zu vergrößern“, hieß es.
Bei der Brennpunktzulage ist laut Scheeres noch offen, was darüber entscheidet, ob der Senat in einer Kita mehr zahlt. Eine Möglichkeit soll sein, sie durchweg in jeder Kita zu zahlen, die in einem Gebiet des Quartiersmanagements liegt. Die Alternative besteht darin, einen Grenzwert festzulegen, wie viele Kinder in der jeweiligen Kita Anspruch auf das Bildungs- und Teilhabepaket haben müssen.
Zur gegenwärtige Lage bei der Versorgung mit Kita-Plätzen sagte Scheeres: „Es ist eine angespannte Situation.“ Derzeit seien landesweit noch 18.000 von 177.000 Plätzen frei, die sich aber absehbar füllen würden. Scheeres setzt bei der Suche nach Fachkräften auf rund 10.000 angehende Erzieher, die derzeit in Ausbildung seien. Stefan Alberti
24 Sep 2019
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