taz.de -- Champions-League-Aus des FC Bayern: Interessante Gegentore
Die Bayern-Pleite gegen Liverpool hatte einen schlichten Grund: vermeidbare Treffer der Reds. International ist der FCB aktuell nicht konkurrenzfähig.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis wieder Leben in Niko Kovač kam. Wie angewurzelt war der Trainer des FC Bayern nach dem Schlusspfiff zunächst in der Coaching Zone stehen geblieben und hatte ins Nichts gestarrt, ehe er sich langsam auf den Weg zu seinen Spieler machte.
Sein Kollege vom FC Liverpool, Jürgen Klopp, war da längst auf das Spielfeld, und deshalb Kovač einen Schritt voraus – wie die gesamte Mannschaft von der Insel dem deutschen Rekordmeister an diesem Champions-League-Abend den Bayern meist zuvorkam. „Wir haben unsere Grenzen aufgezeigt bekommen“, gab der Trainer nach dem 1:3 gegen Liverpool im Achtelfinal-Rückspiel am Mittwoch zu.
Die erfolgreiche Aufholjagd in der Bundesliga mit überzeugenden Siegen in Gladbach und zuletzt gegen Wolfsburg hatte den Blick ein wenig getrübt, jenen auf das große Ganze. Die Diskussion über einen dringend notwendigen Umbruch waren zuletzt etwas weniger geworden, weil die aktuelle, in die Jahre gekommene Münchner Mannschaft doch noch in der Lage schien, sich zu behaupten, national und vielleicht sogar international.
Das 0:0 im Hinspiel an der Anfield Road war eine reife defensive Leistung gewesen, doch um Mannschaften vom Kaliber Liverpools am Ende auszuschalten, braucht es eben auch eine reife offensive Leistung. Jürgen Klopp hat mit seinem Team dem FC Bayern vor Augen geführt, dass nicht nur eine Ära vorbei ist, sondern es wohl auch eine sehr teure Angelegenheit werden wird, die Lücke zu Europas Elite zu schließen.
Aber es liegt nicht nur am Kader, sondern es ist auch eine Frage des Münchner Systems, das in den Grundzügen noch immer auf Louis van Gaal zurückzuführen ist. Damals waren die Spieler jung und dynamisch, heute nicht mehr ganz so. So wussten sich die Bayern kaum zu helfen gegen den konsequent pressenden Gegner.
Es mag zum einen an fehlender Entschlossenheit, am Mut zum Risiko gelegen haben, aber eben nicht nur, wie Mats Hummels findet. „Wir haben eine gewisse Spielweise, die gegen pressende Mannschaften nicht immer zum hundertprozentigen Erfolg führt“, sagte der Innenverteidiger. „Da täten uns dann ein paar andere Begebenheiten in unserem Spiel ganz gut.“
Aber damit ja niemand auf die Idee kommt, es könnte an fehlenden Impulsen von der Bank liegen, nahm er gleich einmal Kovač in Schutz. Der Trainer, sagte er, „fordert das ein, aber es klappt auf dem Platz dann nicht immer“. Am Mittwoch in der Tat nur selten: Einmal sprang der Ausgleich heraus, als Serge Gnabry mit seiner Hereingabe das Eigentor von Joel Matip erzwang. Ein anderes Mal vergab Robert Lewandowski.
Man habe es nicht geschafft, druckvoll zu agieren und das Tempo zu forcieren, gibt Hummels zu. Liverpool dagegen verstand es, das eigene Spiel in der zweiten Hälfte anzupassen mit etwas mehr Ballbesitz als üblich. Klopp hatte einen Plan B, Kovač hatte vielleicht auch einen, aber seinen Spieler konnten ihn nicht umsetzen. Und dann, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidžić, „werden wir durch ein Standardtor gekillt, was bei der Stärke von Virgil van Dijk passieren kann“.
Nicht fallen dürfen hätte dagegen der erste Treffer der Reds, als Manuel Neuer bei einem langen Ball auf Sadio Mané aus seinem Tor lief und dann vom Senegalesen mit einer Körpertäuschung ausgetrickst wurde. „Wir kriegen daheim in der Champions League gegen die großen Teams immer ein paar interessante Gegentore“, findet Hummels.
So kurz nach dem bitteren Aus, dem ersten im Achtelfinale seit 2011, wollte oder konnte Sportdirektor Salihamidžić sich nicht zu möglichen Konsequenzen äußern. „Am Ende der Saison werden wir alles bewerten“, sagte er. „Wir haben noch zwei andere Aufgaben zu erledigen“ – die Titel in der Bundesliga und im DFB-Pokal zu holen. Dann, findet Hummels, könne man noch von einer ordentlichen Saison sprechen. National. International war der FC Bayern nicht gut genug.
14 Mar 2019
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