taz.de -- Kirche macht Platz für Wohnraum
Evangelische und katholische Gemeinden in Bremen schließen mangels Bedarf immer mehr Sakralbauten
Angesichts sinkender Mitgliederzahlen müssen Gemeinden in Bremen und Bremerhaven immer häufiger über die Schließung oder Umnutzung von Kirchen entscheiden. Der Abriss von Sakralgebäuden ist bisher noch die Ausnahme, kommt aber auch vor. Oft werden die Kirchen auf neue Art genutzt, zum Beispiel als Kindertagesstätte oder als Begräbnisstätte.
So wurde 2015 das Gemeindezentrum Ellener Brok der evangelischen Kirche im Bremer Osten entwidmet und mittlerweile abgerissen. In das Zentrum war die Kirche der Gemeinde integriert. Auf dem Grundstück will die Bremer Heimstiftung ein Mehrgenerationenhaus bauen. 2016 wurde die evangelische Dreifaltigkeitskirche in der Bremer Vahr aus Kostengründen aufgegeben und entwidmet.
Die Kirche wurde nicht abgerissen. Sie wird jetzt von der serbisch-orthodoxen Gemeinde als sakraler Raum genutzt. Auch die im Kleingartengebiet von Bremen-Walle stehende baufällige Fleetkirche wird nicht mehr genutzt. Dabei handelt es sich um eine Holznotkirche aus der Nachkriegszeit, die nach Angaben von Kirchensprecherin Sabine Hatscher verkauft wurde. Spektakuläres Einzelprojekt: Die Matthias-Claudius-Kirche in der Neustadt wurde mit einer Zwischendecke ausgerüstet und in einen Kindergarten umgebaut.
Die Bremische Evangelische Kirche will sich von 30 Prozent ihrer Gebäude trennen. Das geschieht teils, weil die Häuser aufgrund kleiner werdender Gemeinden nicht mehr gebraucht werden, teils, weil die Sanierung zu teuer wäre. In Bremerhaven wird die evangelische Michaeliskirche derzeit zu einem Kolumbarium umgebaut, in dem Urnen bestattet werden können.
Noch mehr Bewegung gibt es in den katholischen Gemeinden, die auf stadtbremischem Gebiet zum Bistum Osnabrück und in Bremen-Nord sowie in Bremerhaven zum Bistum Hildesheim gehören. So wurden St. Nikolaus in Bremerhaven genauso wie in Bremen St. Peter und Paul, St. Franziskus und St. Laurentius abgerissen. Fünf weitere Kirchen wurden entwidmet.
„Dieser Abschied ist schmerzhaft“, sagte Bremens leitender evangelischer Theologe Renke Brahms. Der Sprecher des katholischen Bistums Hildesheim sagte, viele Menschen würden an den Kirchen hängen, weil sie dort getauft worden seien oder geheiratet hätten. (epd)
5 Mar 2019