taz.de -- Proteste gegen Regierung von Haiti: Armut und Korruption

Demonstranten fordern den Rücktritt von Staatschef Jovenel Moïse. Zuvor war bekannt geworden, dass Regierungsmitglieder Hilfsgelder veruntreut haben.
Bild: Demonstration in Port au Prince gegen die Regierung von Jovenel Moïse

Oaxaca/Port-au-Prince epd/afp/ap | Tausende Haitianer sind am Donnerstag auf die Straße gegangen. Sie protestierten gegen Korruption und forderten den Rücktritt von Präsident Jovenel Moise. Die größten Proteste fanden in der Hauptstadt Port-au-Prince statt, aber auch in anderen Orten des Karibikstaates kam es zu Demonstrationen.

Mehrere Schulen sowie Geschäfte wurden geschlossen. Polizeisprecher Gary Desrosiers sagte am Donnerstag, eine Person sei getötet worden, offenbar bei einer Schießerei nahe einem Protest. 36 Personen seien festgenommen worden. Vier Polizeiwagen seien in Brand gesteckt worden. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Demonstranten vor.

An den Protesten beteiligten sich tausende Menschen. „Seit zwei Jahren verspricht Jovenel, unsere Teller zu füllen“, sagte ein Demonstrant. „Aber ich kann keine Lügen essen.“

Zu den Protesten hatte die Opposition aufgerufen. Am Dienstag hatte die Regierung neue Maßnahmen angekündigt, um die wirtschaftliche Krise im Land lindern. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass im Rahmen des Erdölprogramms Petrocaribe Gelder hinterzogen worden seien. Auch Mitglieder der Regierung Moise sollen an dem Betrug beteiligt sein. Durch Petrocaribe erhält Haiti günstiges Erdöl aus Venezuela.

Haiti gilt als ärmster Staat der westlichen Hemisphäre und befindet sich in einer politischen sowie wirtschaftlichen Krise. Das Land hat sich noch immer nicht von dem schweren [1][Erdbeben von 2010] erholt. Im vergangenen Jahr kam es zu Ausschreitungen, nachdem die Regierung eine Erhöhung der Benzinpreise angekündigt hatte. Im November legten Streiks und Demonstrationen gegen Korruption Port-au-Prince lahm.

8 Feb 2019

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