taz.de -- Weltwirtschaftsforum in Davos: Elite sucht neue globale Architektur

Trotz Absage Trumps ist der Auflauf von PolitikerInnen und ManagerInnen im Schweizer Bergdorf Davos groß. Auch der Klimawandel ist Thema.
Bild: Schützt ManagerInnen und PolitikerInnen: Spezialkraft der Schweizer Polizei in Davos

Davos taz | Klaus Schwab muss den Leuten immer ein bisschen Angst machen. Der 80-jährige Gründer und Chef des Weltwirtschaftsforums (WEF) von Davos sieht überall radikale Veränderungen, die die alte Ordnung hinwegfegen. „Die nie da gewesene Geschwindigkeit der technologischen Modernisierung bedeutet, dass unsere Systeme der Gesundheit, Kommunikation, Produktion, Verteilung und Energie – um nur einige zu nennen – vollständig umgestaltet werden“, so Schwab. Viele Arbeitnehmer müssten aufpassen, dass ihnen nicht schon morgen ihre Jobs abhanden kämen, lautet die Botschaft.

Irgendwas Beunruhigendes ist ja immer los auf der Welt. Damit das nicht in Vergessenheit gerät, haben Schwabs Leute gerade wieder ihren alljährlichen Weltrisikobericht herausgegeben. Wetterextreme und den Klimawandel betrachten die 1.000 befragten Wissenschaftler, Manager und Politiker als die größten Gefahren des Jahres 2019, gefolgt von Cyberattacken auf Kommunikationssysteme.

Über diese, die schnelle Digitalisierung und andere Probleme muss man sich nun dringend unterhalten – am besten beim WEF, das am Montagabend im Schweizer Bergstädtchen Davos eröffnet wurde. Zu kaum einem anderen Kongress weltweit kommen jedes Jahr so viele Spitzenpolitiker und Topmanager.

Dieses Jahr wird der Auflauf wieder groß sein, [1][auch wenn ein paar Attraktionen ausfallen]. Erst hat US-Präsident Donald Trump seine Reise abgesagt, dann Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und die britische Premierministerin Theresa May.

Ungefilterte Botschaften an Manager

Immerhin soll Wang Qishan in Davos erscheinen, einer der chinesischen Vizepräsidenten und zweitmächtigster Politiker der Volksrepublik. Ein wesentliches Thema der Veranstaltung scheint damit gesetzt: der Handelskonflikt zwischen China und den USA. Die beiden Nationen traktieren sich gegenseitig mit hohen Zöllen auf die Importe der jeweils anderen Seite. Die in Davos vertretene Wirtschafts- und Politikelite betrachtet die mögliche [2][Eskalation des Streits als Gefahr für die Weltkonjunktur], das Wachstum und den Freihandel.

Aus Brasilien kommt Jair Bolsonaro, der neue Präsident des größten Landes Südamerikas, den viele Beobachter für einen harten Rechten halten. Am Mittwoch soll er im großen Auditorium des Kongresszentrums sprechen. Solche Auftritte machen einen guten Teil des Charmes von Davos aus. Die Attraktivität der Veranstaltung aus Sicht der Redner besteht darin, dass sie die Möglichkeit bekommen, ihre Botschaften ungefiltert an einen wesentlichen Teil der Elite zu übermitteln. Diese Gelegenheit schätzt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, die am Mittwoch eine halbe Stunde Redezeit im großen Saal hat. Bei ihrem Auftritt im Januar 2018 rief sie dazu auf, die Europäische Union zu stärken.

Das Motto des bis Ende der Woche tagenden WEF lautet: „Globalisierung 4.0: Auf der Suche nach einer globalen Architektur im Zeitalter der Vierten Industriellen Revolution“. Ein weiterer Schwerpunkt dürfte die Klimapolitik werden. Wissenschaftler bauen in Davos ein sogenanntes Arctic Basecamp auf, um a[3][uf das drohende Abschmelzen des polaren Eises] hinzuweisen.

21 Jan 2019

LINKS

[1] /Weltwirtschaftsforum-in-Davos/!5564030
[2] /Kommentar-Handelsstreit-USA-China/!5553636
[3] /Erschreckende-Studie-zur-Antarktis/!5513170

AUTOREN

Hannes Koch

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