taz.de -- Gruppe F: Schweden – Südkorea: Schweden kann's auch ohne Zlatan
Schweden gewinnt sein Auftaktspiel 1:0. Es sichert sich so eine gute Ausgangsposition für das Duell mit Deutschland am Samstag.
Die Voraussetzungen: ein Spiel, das in seiner Bedeutung mutiert ist wie eine Puppe im Horrorfilm. Sah ganz harmlos aus, ist dann unerwartet so ganz anders geworden. Denn bis gestern war dieses Spiel aus deutscher Sicht ja in erster Linie goldig. Die biederen Holzhütten-Karlssons und die wackeren Südkoreaner spielen aus, ob es einer von ihnen auf den zweiten Gruppenplatz schafft (hinter, klar, Deutschland). Jetzt ist Schweden gegen Südkorea das Spiel, bei dem blasse Deutschland-Fans am Fernseher sitzen und hoffen, naja, worauf eigentlich? Ein Unentschieden? Einen Sieg der südkoreanischen Außenseiter, damit die Schweden gegen Deutschland nicht mauern?
Das Vorrunden-K.-o. lauert in jeder Konstellation. Und jeder Schwede könnte der neue Hirving Lozano sein. Dessen Spitzname ist bekanntlich „Chucky“ – und da sind wir wieder bei mordenden Horrorfilm-Puppen. Nebenbei ist es natürlich die einzige WM-Partie, wo ein Spieler omnipräsent ist, ohne da zu sein: Zlatan, der Zurückgetretene. Haben die Schweden jetzt Phantomschmerzen? Vermissen sie es, dem Göttlichen die Schuhe zu putzen? Oder agieren sie wie Spartacus, von den Fesseln des Imperiums gelöst?
Das Ergebnis: 1:0 (0:0)
Das Spiel: Schmeckt in der ersten Halbzeit ungefähr wie aufgeweichtes Knäckebrot. Oder nicht gewürztes Bibimbap (gibt es so was?). Fad, zäh, mühsam. [1][Also alles ganz auf deutschem Niveau hier]. Nach zwanzig Minuten Wahnsinns-Chance für die Schweden, und übermenschliche Reaktion des koreanischen Keepers Jo. Reif für Karate Kid. Dann wieder zwanzig Minuten nichts. Schweden ist irgendwie besser, aber irgendwie auch nicht. In der zweiten Hälfte plötzlich mehr Action, Koo köpft für Südkorea ans Außennetz, Schweden schlägt zurück. Macht Spaß jetzt. Schweden geht in Führung durch einen berechtigten Elfmeter. Müsste eigentlich höher führen. Tut es nicht, deshalb bleibt es beim 1:0.
Das Zitat des Spiels: „Schweden hat jetzt weniger Druck, weil ich nicht dabei bin. Wenn ich dabei wäre, wäre die Erwartungshaltung, dass wir alles gewinnen.“ Zlatan über Zlatan.
Der Tweet des Spiels: „Ist das min son?“ „Nein, das ist Svens son.“ ([2][Link zum Tweet])
Und nun? Für Deutschland hätte es besser enden können. Kommt jetzt aber auch nicht so überraschend. Die Schweden freuen sich am Samstag auf die Konter-Ausflüge in die sagenumwobenen kratergroßen Löcher der deutschen Verteidigung. Wer auf ein deutsches Vorrunden-Aus tippte, scrollt schon Sportwagen durch. Am Samstag wissen wir mehr.
18 Jun 2018
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