taz.de -- Viertelfinale der Fußball-EM: Däninnen schmeißen Deutsche raus

Das deutsche DFB-Team scheitert im Viertelfinale gegen die dänische Frauenfußball-Nationalmannschaft. Mit 1:2 enttäuschte der Tunierfavorit.
Bild: Die Entscheidung in der 83. Minute: Deutschlands Torhüterin Almuth Schult kann das Tor zum 1:2 durch Dänemarks Theresa Nielsen nicht verhindern

Rotterdam taz | Steffi Jones ging von Spielerin zu Spielerin. Ein Schulterklopfen, eine Umarmung, ein Handschlag. Und die Bundestrainerin sah dabei das blanke Entsetzen in den Augen ihrer deutschen Nationalspielerinnen. Nach sechs Europameistertiteln in Folge ist der große Turnierfavorit überraschend bereits im Viertelfinale gegen Dänemark in Rotterdam mit 1:2 ausgeschieden. Die dänischen Fans dagegen sangen euphorisch: „Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei.“ Mit dem Klatschen wollten sie gar nicht mehr aufhören.

Die Sonne bekam an diesem Tag den ersten Szenenapplaus. Als sie sich aus den Wolken kämpfte, gab es eine dreiviertel Stunde vor Spielbeginn spontanen Beifall von den noch spärlich besetzten Rängen im Spartastadion in Rotterdam. Die meisten Zuschauer hatten spät in der Nacht zuvor die Arena enttäuscht verlassen, weil der Dauerregen den Rasen in eine unbespielbare Seenlandschaft verwandelt hatte.

Am Sonntagmittag traf sich ein etwas kleinerer Teil der Schicksalsgemeinschaft wieder. Von den etwa 8.000 Zuschauer vom Samstag waren beim zweiten Versuch lediglich ungefähr 5.200 Zuschauer wieder gekommen.

Durch das Treffen am Vortag waren taktisch schon alle Karten auf den Tisch gelegt worden. Und die deutsche Bundestrainerin hielt genauso wie ihr dänischer Kollege Nils Nielsen an der Aufstellung fest. Bereits Samstagnacht erklärte Jones: „Die Mannschaft, die eben draußen war, die wollte so sehr, die will auch morgen sehr.“

Drei Minuten dauerte es nur, da bestätigte Isabel Kerschowski diese Ansage. Aus gar nicht einmal so günstiger Postition am Strafraumeck, nutzte sie gleich die erste Schussmöglichkeit und erwischte Tothüterin Stina Lykke Petersen offenkundig noch recht kalt. Sie ließ den direkt auf sie zufliegenden Ball unglücklich passieren. Ein Nachweis für die bislang bei diesem Turnier so vermisste deutsche Torgefählichkeit war dieser Treffer eigentlich nicht. Dafür illustrierte er einmal mehr, dass bei diesem Turnier die Torhüterinnen für viele Teams zu einem Schlüsselproblem werden. Für die Däninnen allerdings nicht. Im späteren Verlauf hielt Petersen ihr Team mehrmals glänzend in der Partie.

Nach dem frühen Führungstreffer hätte die so gefürchtete dänische Stürmerin Pernille Harder beinahe postwendend den Ausgleich erzielt. Ein spektakulärer Auftakt des Viertelfinales, das aber erst zur zweiten Halbzeit richtig an Fahrt aufnehmen sollte.

Eine verunsicherte Abwehr

Der Elf von Steffi Jones gelang es in der ersten Hälfte überwiegend gut, die schnellen dänischen Außenspielerinnen zuzustellen. Lediglich die sehr präsente Harder vermochte es hin und wieder, ihre Klubkolleginnen vom Vfl Wolfsburg, die komplett die Viererabwehrkette bildeten, zu verunsichern. In dieser Kunst übertraf sie aber die Linienrichterin deutlich.

Bei einem dänischen Angriff hob sie die Fahne um ein Foul anzuzeigen, weshalb Kerschowski und Dzsenifer Marozsan ihre Gegenspielerin Stine Larsen ziehen ließen. Da die Schiedsrichterin nicht pfiff, konnte sie ungehindert flanken. Nadia Nadim sorgte per Kopf für den Ausgleich und brachte damit die Deutschen kurzzeitig völlig aus dem Gleichgewicht.

Mehrmals nahmen nun die Däninnen die Wolfsburger Abwehr auseinander. Nach einem Lattenschuss und anderen Großchancen konnten die Deutschen allerdings wieder mit einigen vielversprechenden Offensivattacken dagegenhalten. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch.

Anna Blässe und Anja Mittag hätten den Deutschen durchaus den Halbfinaleinzug bescheren können. Doch Theresa Nielsen war es dann in der 83. Minute, die nach Flanke von außen den entscheidenden Treffer per Kopf markierte. Es war eine Kopie des ersten Treffers, der das zuvor recht kontrollierte Spiel des deutschen Teams aus den Fugen geraten ließ.

30 Jul 2017

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Johannes Kopp

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