taz.de -- Die Wahrheit: Post aus Kanada

Neues aus Neuseeland: Eine pikante Einladung in den Swinger-Club bringt Golfer aus Christchurch doch glatt in Verlegenheit.

„Ian Campbell“ ist kein seltener Name. Viele gibt es davon auf der Welt. Da kann es schon mal vorkommen, dass man Ian Campbell heißt, in Toronto lebt, nichts mit Golfspielen am Hut hat, aber dummerweise durch ein Versehen in den E-Mail-Verteiler eines Golf-Clubs im neuseeländischen Christchurch gerät, wo es auch einen Ian Campbell gibt. Das nervt natürlich. Was dann passierte, ist jedoch einmalig und hinterhältig genial.

Als der Kanadier zum dritten Mal vergeblich den Russley Golf Club am anderen Ende der Welt angeschrieben hatte, um aus deren E-Mail-Verteiler gelöscht zu werden, da reichte es ihm. Womit kann man die Aufmerksamkeit der ignoranten Golfer erreichen? Mit Sex. Campbell recherchierte im Internet, was es da wohl so im fernen Christchurch gibt und stieß schnell auf eine rege Swingerszene Down Under, die sich für ihre Partys auf einem Landgut namens Tawse Manor im Örtchen Swannanoa einmietet.

„Eine kurze Nachricht an unsere ‚Russley Rounders‘“, schrieb Kanada-Campbell an den Christchurch-Club. „Genau wie im letzten Jahr treffen sich auch diesmal ein paar von uns gegen 19 Uhr im Tawse Manor (nach ein paar Bierchen, um am 19. Loch locker zu werden!!!). Letztes Jahr hatten wir Probleme, 14 Leute in nur zwei Zimmer zu quetschen, daher haben wir diesmal alle vier Zimmer reserviert und haben die ganze Villa für uns (mit der Ausnahme des Play Rooms von 23 bis 2 Uhr, der für die Tawse Kink Gruppe reserviert ist).“

Campbell erkundigte sich, wer „full English Breakfast“ und einen Taxiservice zurück in die Stadt benötige. „Wir wollen es diesmal bei einer Höchstzahl von vier Leuten pro Zimmer belassen (und Paare werden getrennt – wir brauchen keine Wiederholung des Fiaskos vom letzten Jahr!!!). Die ersten 16, die antworten, sind für nur 65 Dollar dabei (und wie immer sind Kondome, Gleitmittel und geliehene Bademäntel umsonst).“ Mit „allen antworten“ schickte er die Einladung an den Verteiler, der ihn nicht freigab.

Prompt kam diesmal eine Antwort aus Neuseeland. „Ian, danke für die Nachricht, aber ich (und andere) haben keine Idee, worauf Du mit ‚Russley Rounders‘ anspielst? Am Freitag tritt unsere GOLFGRUPPE an.“

Campell trieb das Spiel noch weiter und antwortete: „Sorry, falls ich nicht sehr diskret war. Ich wollte nur unsere ‚Rounders‘ ansprechen. Mir ist klar, dass nicht jeder Spieler am Freitag an unseren außerplanmäßigen Aktivitäten teilnimmt. Obwohl beim letzten Mal jemand sagte, wir bräuchten frisches Blut und sollten neue Mitglieder werben, vor allem unter den Frauen.“

Erst am Schluss outete sich der Spaßvogel. „NEHMT MICH VON EURER VERDAMMTEN LISTE! Ich bin nicht der Ian Campbell, den ihr meint – ok?“ Es funktionierte. Er hat seitdem vom Golfclub nichts mehr gehört. „Ich glaube auch nicht, dass ich dort besonders willkommen bin“, gibt er zu.

Im Swingerhotel Tawse Manor freut man sich über den indiskreten E-Mail-Streich. Seit er bekannt wurde, sind die Klickzahlen auf der Webseite rapide gestiegen.

1 Jun 2017

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Anke Richter

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