taz.de -- Kabinettsumbildung in Südafrika: Präsident entlässt zehn Minister

Darunter befindet sich auch der Finanzminister, der als Anti-Korruptionskämpfer gilt. Der Staatschef Südafrikas steht wegen Bestechungsvorwürfen unter Druck.
Bild: Nach Tumulten im Parlament, versucht Zuma jetzt rigide für Ruhe zu sorgen

Pretoria dpa | Südafrikas Präsident Jacob Zuma hat bei einer radikalen Kabinettsumbildung zehn Minister entlassen – darunter den beliebten und international angesehenen Finanzminister Pravin Gordhan. Damit sollten Effizienz und Effektivität verbessert werden, hieß es in einer Mitteilung des Präsidenten, die am frühen Freitag veröffentlicht wurde. Demnach mussten auch mehrere Vize-Minister gehen. Die Posten wurden bereits neu besetzt.

Zwischen Zuma und Gordhan hatte es seit längerer Zeit Spannungen gegeben. Zuma steht wegen Korruptionsvorwürfen unter Druck, während Gordhan als Anti-Korruptions-Kämpfer gesehen wird.

Finanzminister Gordhan galt bei vielen Investoren als Garant der Stabilität für die Wirtschaft des Landes. Die südafrikanische Währung Rand verlor nach Bekanntwerden seiner Entlassung am Donnerstag fünf Prozent ihres Wertes gegenüber dem Dollar. Gordhan, den Zuma am Montag von einem Handelsbesuch in London zurückgerufen hatte, soll durch den bisherigen Innenminister Malusi Gigaba ersetzt werden.

Gordhan bekam am Mittwoch in Johannesburg Beifall beim Begräbnis des Anti-Apartheid-Kämpfers und engen Weggefährten von Nelson Mandela, Ahmed Kathrada. Zuma nahm auf Wunsch der Familie nicht an der Beerdigung teil. Kathrada hatte ihm im vergangenen Jahr Korruption vorgeworfen und ihn öffentlich zum Rücktritt aufgefordert. Zuma war Ende vergangenen Jahres im Vorstand der Regierungspartei ANC offenkundig [1][knapp einem Misstrauensvotum entgangen].

Südafrikas größte Oppositionspartei, die Demokratische Allianz (DA), kritisierte die Kabinettsumbildung auf Twitter: „Wir können nicht einfach zusehen und das geschehen lassen. Es wird Zeit, dass alle Südafrikaner zusammenstehen, um unsere Demokratie zu beschützen.“

31 Mar 2017

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