taz.de -- US-Präsident formal bestätigt: Wahlleute stimmen für Trump
Trotz der Proteste: Donald Trump nimmt die letzte Hürde auf dem Weg zum Weißen Haus: Die Wahlleute wählen ihn zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten.
Washington ap | Donald Trump ist vom US-Wahlgremium formal zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden. Am Montagabend kam der Republikaner bereits auf die nötigen 270 Stimmen im sogenannten Electoral College. Über die Schwelle trugen ihn [1][die Wahlleute] von Texas, doch gaben zwei von ihnen Proteststimmen ab. Die Vereidigung des 45. Präsidenten ist für den 20. Januar geplant.
Im 538 Mitglieder umfassenden Wahlgremium werden die Stimmen traditionell gemäß der [2][Wahlergebnisse] in den einzelnen US-Staaten verteilt. Der Sieger bekommt alles, auch bei äußerst knappen Resultaten. Das machte es möglich, dass am Ende nicht der gewann, der landesweit die meisten Wähler hinter sich gebracht hatte – wie in diesem Fall die Demokratin Hillary Clinton, die mit mehr als 2,6 Millionen Stimmen vor Trump führt. Dieser holte bei der Wahl am 8. November aber genügend Staaten, um auf 306 Stimmen im Electoral College zu kommen.
Vor der Abstimmung in dem Gremium gab es groß angelegte Initiativen [3][enttäuschter] Aktivisten und Bürger, Trump noch zu verhindern. Viele republikanischen Wahlleute wurden per E-Mails, Telefonate und Briefe bestürmt, nicht für den umstrittenen Immobilienmogul zu stimmen. In Hauptstädten von US-Staaten kamen am Montag zudem Tausende Protestler zusammen. Vor dem Kapitol in Pennsylvania skandierten mehr als 200 Demonstranten bei eiskalten Temperaturen: „Kein Trump, kein Ku-Klux-Klan, keine faschistische USA!“
Das Wahlprozedere verlief indes erwartungsgemäß traditionell. Am Abend (Ortszeit) stand nur noch das Votum der Wahlleute von Hawaii aus, bis dahin hatte Trump 304 Stimmen und Clinton 224. In allen Staaten, die an die Republikaner gingen, wandten sich jedoch zwei Wahlleute von Trump ab: Eine Person votierte für den gescheiterten Präsidentschaftskandidaten John Kasich und ein anderer für Ron Paul, der sich früher erfolglos um die Präsidentschaftsnominierung bemüht hatte.
Ohios Gouverneur Kasich, einer der erbittersten Gegner Trumps, warb nun dafür, sich hinter den künftigen Präsidenten zu scharen. „Wir wollen Einheit, wir wollen Liebe“, erklärte er während der Zeremonie zur Stimmenabgabe im Kapitol des US-Staats.
20 Dec 2016
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