taz.de -- Ausgefördert: Grüne für mehr grüne Dächer

Nach hinten losgegangen ist ein Versuch von SPD und Grünen, die Anlage von begrünten Hochhausdächern zu fördern. Jetzt sollen Bauherren gezwungen werden
Bild: Ein gutes Beispiel: Die begrünten Dächer in der Berliner Corneliusstraße

Nur noch in zwei Fällen hat die Stadt Bremen in 2016 Bauherren finanziell unterstützt, die ein begrüntes Dach auf ihrem Gebäude angelegt haben. Im vorvergangenen Jahr waren immerhin noch 13 begrünte Dächer mit öffentlicher Förderung entstanden – und in den zehn Jahren zuvor jährlich zwischen 22 und 45. Dies geht aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft hervor.

Der Grund für die sinkende Förderquote: Ab Mitte 2015 war für das Programm „ökologische Regenwasserbewirtschaftung“, mit dem neben den Gründächern auch die Entsiegelung von Flächen sowie Versickerungsanlagen gefördert wurden, wegen einer Haushaltssperre gar kein öffentliches Geld mehr ausgegeben worden. 15 Anträge wurden deshalb abgelehnt (taz berichtete). In 2016 wurde das Programm zwar wieder für drei Jahre neu aufgelegt, allerdings wurde zum einen die Fördersumme halbiert, zum anderen wurden die Kriterien so verändert, dass 19 eingereichte Anträge abgelehnt werden mussten.

Von den jährlich 84.000 Euro, die jetzt noch für das gesamte Programm zur Verfügung stehen, dürfen 60.000 Euro für die grünen Dächer ausgegeben werden – allerdings können nur noch Besitzer von „Großwohnanlagen“ Geld bekommen. So steht es in der Richtlinie, die PolitikerInnen der Umwelt-Deputation vor einem Jahr beschlossen haben. Die Definition einer Großwohnanlage haben sie der Verwaltung überlassen. „Mindestens acht Wohnungen“ müsse so ein Gebäude haben, hatte der Sprecher von Bau- und Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) damals der taz gesagt.

Verantwortlich für die Neuausrichtung war die SPD-Fraktion in der Bürgerschaft gewesen. Sie wollte laut ihres umweltpolitischen Sprechers Jens Crueger „einen neuen Adressatenkreis erreichen“. Das heißt: nicht mehr nur Privatleute, die sich ihr Carport begrünen, sondern Eigentümer von Geschossbauten mit großen Dachflächen.

Doch das hat, wie die Senatsantwort zeigt, nicht funktioniert. „Die Nachfrage bezüglich des neuen Förderschwerpunktes Dachbegrünungen im Geschosswohnungsbau ist gering, trotz gezielter Ansprache von Wohnungsbauunternehmen“, konstatiert darin der Bausenator.

Die Grünen wollen das Programm deshalb wieder ändern. In Zukunft sollen „auch Besitzer von Privathäusern wieder Fördermittel zum Bau von Gründächern beantragen können“, sagte in der Woche vor Weihnachten Maike Schaefer, umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion.

Gleichzeitig solle das Ziel, große Flächen zu begrünen, weiter verfolgt werden. „Gerade in Neubaugebieten, in denen Grünflächen versiegelt werden, sollten Gründächer vermehrt auf die Häuser kommen“, so Schaefer. Denn diese würden Niederschläge zurückhalten, was angesichts der sich infolge des Klimawandels häufenden Starkregenereignisse wichtig sei. Schaefer: „Die Überschwemmungsgefahr sinkt und die Kanalisation wird entlastet. Gründächer wirken sich außerdem positiv auf das Stadtklima aus, weil Schadstoffe und Staub aus der Luft gefiltert werden. Zudem sorgen sie für ein besseres Mikroklima. Das ist auch in heißen Sommern wichtig, um die Hitze in Wohngebieten abzumildern.“

Die Grünen fordern deshalb jetzt, die Landesbauordnung so zu ändern, dass in Neubaugebieten Gründächer vorgeschrieben sind. Dies sei beispielsweise denkbar für eine Bebauung der Galopprennbahn in der Vahr, so Schaefer. Laut dem Bausenator finden sich bereits jetzt Gründachfestsetzungen in Entwürfen für Bebauungspläne für die beiden größten aktuellen innerstädtischen Neubaugebiete Neues Hulsberg am Klinikum Mitte und die Gartenstadt Werdersee in Habenhausen.

Der Bausenator will außerdem prüfen, ob für das Bauen in Bestandsgebieten eine Gründachverordnung erlassen werden kann.

Wie groß die beiden Flächen sind, deren Begrünung der Bausenator in 2016 gefördert hat, geht aus seiner Antwort auf die Grünen-Anfrage nicht hervor. Die Höchstsumme, die übernommen wird, lag zuletzt bei 12.000 Euro, zuvor waren es 5.000 Euro. Und pro Quadratmeter zahlt die Stadt maximal 25 Euro dazu – die Aufbringung von Bodensubstrat und Pflanzen kostet selten mehr als 100 Euro pro Quadratmeter. Das heißt, dass aus dem vergangenen Jahr noch mindestens 36.000 Euro für Gründachförderung übrig sein müssen – wahrscheinlich sogar sehr viel mehr.

„Die Fördermittel, die gegenüber dem vorherigen Programm etwa halbiert wurden, werden in diesem Jahr möglicherweise nicht ausgeschöpft“, sagt dazu der Bausenator.

1 Jan 2017

AUTOREN

Eiken Bruhn

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