taz.de -- EMtaz: Halbfinale: Portugal – Wales: Portugal nach 1 Sieg im Finale

Im Halbfinalduell zwischen Portugal und Wales richten sich alle Augen auf Cristiano Ronaldo und Gareth Bale. Der Matchwinner ist jedoch ein anderer.
Bild: Der Matchwinner (links) und die Überschätzten

Die Startbedingungen: Im Parc Olympique Lyonnais findet das erste EM-Halbfinale zwischen Ronaldo und Bale statt. 20 andere (Portugiesen und Waliser) kicken auch noch mit. Darunter nicht: Dazwischenfeger, -hauer, und -treter Pepe. Der ist verletzt. Carvalho und die beiden Waliser Ramsey und Davies fehlen auch. Sie haben gehummelst.

Das Vorurteil: Das von Schiedsrichter Jonas Eriksson (Doch noch ein Isländer in Frankreich?!) geleitete Duell wird europaweit auf Ronaldo vs. Bale reduziert. Hat was von Ali vs. Foreman, könnte man fast meinen. Dabei ist es viel wichtiger, was Rui Patricio und Wayne Hennessey veranstalten. Der bessere (und/oder glücklichere) Torhüter wird zum Helden im Elfmeterschießen, weil in 120 Minuten kein Spieler ein Tor schießt. Auch Ronaldo und Bale nicht, deren Namen aus Gründen der maßlosen Überschätztheit nicht weiter berücksichtigt werden.

Das Spiel: Beide Teams müssen in ihren Auswärtstrikots antreten. Portugal also in türkisfarbenen Hemdchen, die Waliser in dunkelgrauen. Beide anstelle der gewohnten roten Jerseys. Der Grund: Der portugiesische Dunkelton im dunkelroten Trikot (das Portugal als offizieller Heimelf zugestanden hätte) sei vom walisischen Dunkelton im dunkelgrauen Auswärtsleibchen kaum zu unterscheiden. Meinten irgendwelche Uefa-Menschen jedenfalls. Das verrät Kommentator Tom Bartels. Warum das hier Erwähnung findet? Weil die Zeilen voll werden müssen.

Mit dem Gruselkick in Hälfte 1 war dies nicht machbar. Die beiden Torhüter konnten sich nicht auszeichnen. Die, deren Namen nicht genannt werden dürfen, auch nicht. Okay, der mit der 7 hintendrauf wurde elfmeterwürdig umarmt (10. Minute). Und der mit der 11 schoss einmal direkt in die Arme von Rui Patricio (22.) sowie einmal deutlich drüber (19.) – das übrigens nach einer flach ausgeführten Eckballvariante. Das war's dann aber, weil die restlichen Torbemühungen, hüstel, nicht mal einen War-stets-bemüht-Eintrag verdienen.

Hälfte zwo beginnt mit mehr Schmackes. Die maßlose Überschätztheit im türkisfarbenen Trikot köpft nach einer Ecke zum 1:0 ein (50.) und bereitet zwei Minuten später das 2:0 durch Nani vor. Die Portugiesen bleiben überlegen, haben gute Chancen auf das dritte Tor. Die walisischen Versuche kommen zu spät, die besten hat – das nebenbei – die maßlose Überschätztheit in Dunkelgrau. Ergebnis: Portugal 2, Wales 0.

Der entscheidende Moment: Für den kleinen Volunteer-Buben (Nummer 1) sicher das Selfie mit Portugals Torschützen zum 1:0. Wohlgemerkt direkt vor Anpfiff.

Der Spieler des Spiels: Der Matchwinner heißt Rui Patricio. War den Portugiesen ein sicherer Rückhalt. Sein Gegenüber hatte dagegen die Flatter. Also konnte die türkisfarbene 7 (maßlos überschätzt, ja, ja) glänzen.

Die Pfeife des Spiels: Der kleine Volunteer-Bub (Nummer 2), der Selfie-Nummer-1 den Auftritt klaut, weil er sich mit aufs portugiesische Mannschaftsfoto stiehlt.

Das Urteil: Portugal im Finale mit einem Sieg nach 90 Minuten (stark!), Wales scheitert im Halbfinale (auch stark!). Der Schiri kam übrigens aus Schweden. Uh!

6 Jul 2016

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David Joram

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