taz.de -- EMtaz: Viertelfinale Polen – Portugal: Santos hat es wieder getan

Portugal schläfert nach Kroatien auch Polen ein und schlägt dann im Elfmeterschießen zu. Ergebnis: Das Team steht ohne Sieg im Halbfinale. Gähn.
Bild: „Ich war's!“ Ricardo Quaresma klopft sich nach dem entscheidenden Elfmeter auf die Brust. Die Mitspieler freut's

Die Startbedingungen: Das erste Viertelfinale. Der Schwierigkeitsgrad steigt. Als Polen bei einem Turnier zuletzt soweit gekommen ist, waren die meisten der Spieler noch nicht geboren. So richtig rund lief es aber bisher nicht. Nur drei Tore in vier Spielen, keines davon von Stürmerstar Robert Lewandowski. Portugal hat mehr Erfahrung. Allerdings hat das Team bei dieser EM noch kein einziges Spiel nach 90 Minuten gewinnen können. Dafür sind sie reichlich weit gekommen und waren gegen Ungarn immerhin Teil eines unterhaltsamen 3:3. Im Publikum in Marseille sind die Polen etwas in der Überzahl. Vor dem Anpfiff: Schweigeminute für die Terroropfer von Istanbul.

Das Vorurteil: Ronaldo gegen Lewandowski. Werden beide abgeschirmt, dann geht nicht viel. Beste Voraussetzungen für ein torloses Unentschieden. Anschließend Elfmeterlotterie.

Das Spiel: Denkste! Abwehrfehler von Cédric, Flanke, Tor Lewandowski in der 2. Minute. So könnte es weitergehen. Der polnische Anhang in Hochstimmung. Die Portugiesen müssen sich erst mal sortieren und versuchen Druck aufzubauen. Polen setzt auf Konter. 31. Minute: Ronaldo wird Strafraum umgerannt. Der deutsche Schiedsrichter Felix Brych sieht aber kein Foul. Portugal jetzt besser im Spiel. Belohnung in der 33.Minute: Neu-Bayer Renato Sanches zieht von der Strafraumkante ab. Torwart Fabianski ist machtlos: 1:1.

Zweite Hälfte: Keine Wechsel zu Beginn. Beide Mannschaften versuchen nach vorn zu spielen. So richtig durchdacht sieht das aber nicht aus. Nach 60 Minuten erstickt das Spiel in vielen kleinen Fouls im Mittelfeld. Beiden Teams fehlt es offensiv an Kreativität und Genauigkeit. Sogar Ronaldo schlägt in der 85. Minute frei vor dem Tor ein Luftloch. Das ist zäh. Folglich bleibt es nach 90 Minuten beim 1:1. Es gibt Verlängerung. Na, bravo!

Verlängerung: Zu Anfang kommt die gefühlt fünfzigste Flanke aus dem Halbfeld dann doch mal zu Ronaldo. Der ist so überrascht, dass er am Ball vorbeisäbelt. Milik und Nani versuchen sich an Fernschüssen. Ein Flitzer in der 109. Minute! Sind jetzt vielleicht alle wieder wach? Nein. Beide Teams schleppen sich Richtung Elfmeterschießen.

Lotto: Hätte man das nicht gleich machen können? Geschossen wird vor der polnischen Fankurve. Portugal beginnt. Ronaldo trifft, Lewandowski auch. Renato Sanches und Milik verwandeln. Moutinho und Glik ebenso. Nani trifft, doch Rui Patricio hält den Schuss von Blaszczykowski. Quaresma schießt Portugal ins Halbfinale. Ergebnis: Portugal schlägt Polen 5 zu 3 nach Elfmeterschießen.

Der entscheidende Moment: Quaresma schießt Portugal ins Halbfinale. Hauptsache drin. Dass vorher nicht viel ging, interessiert nachher kaum jemand.

Der Spieler des Spiels: Renato Sanches. Viel unterwegs. Hielt Portugal durch sein Tor in der ersten Hälfte im Spiel und verwandelte seinen Elfmeter eiskalt – mit 18 Jahren.

Die Pfeife des Spiels: Ronaldo. CR7 mit erfolgloser Freistoß-Show und vorwurfsvollen Gesten an die Kollegen.

Das Urteil: Die erste Hälfte war nicht schlecht. Danach gings abwärts. Mit so einer Leistung wird es für Portugal im Halbfinale schwer.

1 Jul 2016

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Marco Zschieck

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