taz.de -- Ölunfall im Pazifik: Chile sterben die Fische weg

Ein Ölunfall in der Bucht von Quintero sorgt dafür, dass viele Meerestiere ersticken. Es ist nicht das einzige Problem, das die Fischer wütend macht.
Bild: Nicht nur Fische verenden vor Chiles Küsten

Santiago de Chile dpa | Ein Ölunfall im Pazifik hat eine seit Wochen anhaltende ökologische Katastrophe an der Küste Chiles verschlimmert. In der Bucht von Quintero, rund 120 Kilometer von der Hauptstadt Santiago entfernt, riss bei einem Tankschiff der Schlauch ab, so dass Öl ins Meer strömte, wie das Unternehmen Enap mitteilte.

„Das ist ein unentschuldbarer Fehler, wir werden die Verantwortlichen für das Auslaufen zur Rechenschaft ziehen“, betonte Umweltminister Pablo Badenier. Wie viel Öl ins Meer gelangte, war zunächst unklar.

Weiter im Süden des Landes führt eine dramatische Algenvermehrung seit zwei Wochen zum Sterben tausender Muscheln, Krebse, Fische und Seehunde rund um die Insel Chiloé. Es kam zum Phänomen eines rotgefärbten Wassers („marea roja“), viele Meerestiere erstickten. Die Farbe entsteht bei einer bestimmten Planktonzusammensetzung.

Wissenschaftler sehen als einen Grund die Wassererwärmung im Pazifik durch das Klimaphänomen El Niño. Chile ist mit über 6.400 Kilometern Küstenlänge besonders betroffen. Die Algen produzieren Gifte und führen zu Sauerstoffarmut im Wasser, was das Ersticken vieler Tiere zur Folge hat.

Fischer machten aber nicht nur die Algenplage für die Katastrophe rund um Chiloé verantwortlich, sondern auch das Entsorgen tausender Tonnen verwester Lachse. Auch durch Algenblüten waren im Süden des Landes im März viele Fische in Lachsfarmen verendet. Auch andere Länder der Region haben mit den Folgen von El Niño in diesem Jahr stark zu kämpfen, so hat die Trockenheit in Venezuela mit einer starken Abhängigkeit von der Wasserkraft zu einer dramatischen Energiekrise mit zwangsweisen Stromabschaltungen geführt.

17 May 2016

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