taz.de -- Autos: Sprit sparen ja, aber nicht jetzt

Der Dachverband der Autoindustrie verlangt Aufschub bei CO2-Grenzwerten. Die Umwelthilfe wirft den Herstellern das Schönen von Zahlen vor.
Bild: Dreiliterauto von Greenpeace: Kommt jetzt ins Deutsche Museum in München

FRANKFURT/BERLIN rtr/taz Die europäischen Autohersteller wollen die EU-Kommission dazu bringen, die dem Klimaschutz dienenden Auflagen aufzuschieben. Die Branche sehe sich nicht in der Lage, schon 2012 eine verbindliche Vorgabe der EU für den Ausstoß von Kohlendioxid einzuhalten, sagte der europäische Herstellerverband ACEA am Mittwoch auf der Automesse in Frankfurt. Die Industrie werde frühestens im Jahr 2015 technisch in der Lage sein, den Grenzwert einzuhalten.

Die EU-Kommission will den Herstellern vorschreiben, den CO2-Ausstoß von in Europa zugelassenen Neuwagen bis 2012 auf 130 Gramm je Kilometer zu senken. 10 Gramm müssen durch den Einsatz von Agrosprit noch zusätzlich gewonnen werden. Ende vergangenen Jahres lag der Ausstoß in Deutschland durchschnittlich über 160 Gramm. Vor allem die auf hochmotorisierte Fahrzeuge mit hohem CO2-Ausstoß spezialisierten deutschen Autobauer würde diese Regelung daher treffen. Hersteller von Kleinwagen könnten die Vorgaben hingegen leichter erfüllen.

Wie die Einsparverpflichtung zwischen den einzelnen Herstellern aufgeteilt wird, ist noch nicht entschieden. Die EU will noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf vorlegen. Industriekommissar Günter Verheugen hatte Anfang der Woche jedoch angedeutet, dass es keine einheitliche Obergrenze für jeden Neuwagen geben werde. Allerdings müssten die Hersteller großer Autos einen größeren Beitrag leisten als die Produzenten kleinerer Modelle.

Die Deutsche Umwelthilfe warf den Autokonzernen vor, die Zahlen über den CO2-Ausstoß ihrer Modelle zu beschönigen. "Im realen Leben liegen Spritverbrauch und Kohlendioxidemissionen regelmäßig 10 bis 25 Prozent höher, als vom Hersteller behauptet", sagte der Präsident der Umwelthilfe, Jürgen Resch, gestern in Frankfurt. Der Verband hatte in den vergangenen Monaten die Messverfahren der Autohersteller sowie den tatsächlichen Verbrauch einiger Modelle untersucht. Resch forderte die Bundesregierung dazu auf, sich bei der geplanten CO2-Steuer nicht auf die Herstellerangaben zu verlassen. Verkehrsministerium und Kraftfahrtbundesamt müssten die "Fehlangaben" schnell korrigieren. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) räumte ein, dass die offiziellen Angaben in der Praxis nicht immer zu erzielen seien. Zu dem Prüfverfahren gebe es aber keine Alternative. NF

13 Sep 2007

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