taz.de -- Ringsysteme im All: Jupiter mit Riesen-Staubring

Einem deutsch-armerikanischen Forscherteam ist es jetzt gelungen, die um den Planeten Jupiter kreisenden Staubpartikel zu vermessen.
Bild: Jupiter und sein Mond Ganymed. Insgesamt hat der größte Planet unseres Sonnensystems 63 Monde.

KATLENBURG-LINDAU/LONDON dpa/taz Nicht nur der Saturn, auch der Jupiter hat einen Ring, und der ist viel größer als angenommen. Das haben Forscher des Max-Planck-Instituts (MPI) für Sonnensystemforschung im südniedersächsischen Katlenburg-Lindau gemeinsam mit Kollegen des Heidelberger MPI für Kernphysik und der University of Maryland, USA, entdeckt. Das aus Staubpartikeln bestehende Ringsystem um den Jupiter habe einen Durchmesser von mehr als 640.000 Kilometern, berichtet der Lindauer Forscher Harald Krüger zusammen mit seinem US-Kollegen Douglas Hamilton in der aktuellen Ausgabe des britischen Fachjournal [1][Nature].

Den Forschern gelang es jetzt erstmals, die um den Jupiter kreisenden Staubkörnchen direkt zu vermessen. Sie sind nur etwa ein tausendstel Millimeter groß. Dies entspreche der Größe der Partikel im Zigarettenrauch, erläutert Krüger. Für ihre Studie haben die Wissenschaftler Daten der US-Raumsonde "Galileo" ausgewertet, die von 1995 bis 2003 durch das Jupiter-System geflogen war.

Für die Bahnen, auf denen die Teilchen um den Jupiter kreisen, spielt nach den neuen Untersuchungsergebnissen der Schatten des Planeten eine größere Rolle als bisher gedacht. Auf der Tagseite des Jupiter werden die Staubpartikel durch die Sonnenstrahlung positiv aufgeladen. Auf der Nachtseite dagegen tragen sie eine negative Ladung. Durch dieses komplizierte Wechselspiel wird die Bewegung der Teilchen maßgeblich bestimmt.

Alle großen Planeten unseres Sonnensystems haben mehr oder weniger ausgeprägte Ringe aus Staubteilchen und Gesteinsbrocken. Während Saturns majestätische Ringe bereits in irdischen Hobby-Teleskopen sichtbar werden, sind Jupiters in den 1970er Jahren entdeckte Ringe so hauchzart, dass sie selbst mit Raumsonden nur schwer zu fotografieren sind.

Kürzlich hatte ein internationales Forscherteam unter Beteiligung derselben Max-Planck-Institute mit Hilfe der Raumsonde "Cassini" beim Saturn-Trabanten Rhea das erste Ringsystem eines Mondes entdeckt. Der nach Titan zweitgrößte Saturnmond Rhea mit einem Durchmesser von 1.528 Kilometern umläuft seinen Mutterplaneten in einer mittleren Entfernung von 526.000 Kilometern etwa alle viereinhalb Tage.

Mit Hilfe spezieller Messinstrumente wie Elektronen- und Staubdetektoren an Bord von "Cassini" hatte das internationale Wissenschaftlerteam heraus gefunden, dass auch Rhea von einem Ringsystem umgeben ist. Dieses System ist eine aus Staub und Steinbrocken bestehende Scheibe mit einem Durchmesser von mehreren tausend Kilometern.

Die jetzt in Nature veröffentlichten Ergebnisse sind nach Krügers Darstellung nicht nur für das Verständnis des Jupiter-Systems von Bedeutung. Da elektrisch aufgeladene Staubteilchen auch bei der Geburt von Planeten eine entscheidende Rolle spielen, seien die Jupiter-Ringe "wie ein Labor", in dem staubige astrophysikalische Prozesse untersucht werden können.

30 Apr 2008

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[1] http://www.nature.com/index.html

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