taz.de -- Nach den Anschlägen in Bombay: Indischer Innenminister tritt zurück

Am Samstag hatten indische Sicherheitskräfte das dreitägige Terrordrama in Bombay beendet. Die indische Regierung steht nach den Anschlägen unter Druck. Innenminister Shivraj Patil tritt zurück.
Bild: Indische Sicherheitskräfte nach der Erstürmung des Taj Mahal Hotels am Samstag.

NEU DELHI/BOMBAY/ISLAMABAD dpa/ap/afp Nach dem schwersten Terrorakt in Indien seit 15 Jahren steht die Regierung massiv unter Druck. Innenminister Shivraj Patil zog am Sonntag die Konsequenzen und reichte seinen Rücktritt ein. Staatspräsidentin Pratibha Patil, die sich derzeit in Indonesien aufhält, habe das Rücktrittsersuchen akzeptiert, berichtete der Sender NDTV am Sonntag. Als Nachfolger habe sie den bisherigen Finanzminister Palaniappan Chidambaram ernannt. Premierminister Manmohan Singh werde neben seinen Aufgaben als Regierungschef auch das Finanzressort übernehmen, hieß es weiter. Außerdem sei auch der Sicherheitsberater der Regierung, M. K. Narayanan, von seinem Posten zurückgetreten.

Eine Sprecherin der regierenden Kongresspartei hatte zuvor erklärt, Innenminister Patil habe "die moralische Verantwortung" für die Anschlagsserie übernommen und sich zum Rücktritt entschieden. Indische Medien hatten seit Tagen über einen Ablösung des 74-Jährigen spekuliert, denn bereits nach früheren Anschlägen in Indien war Patil schlechtes Krisenmanagement vorgeworfen worden.

Am Samstag hatten indische Sicherheitskräfte mit der Erstürmung des Luxushotels "Taj Mahal" das dreitägige Terrordrama in der westindischen Finanzmetropole Bombay beendet. Dabei kamen nach jüngsten offiziellen Angaben mindestens 183 Menschen ums Leben, 239 wurden verletzt. Unter den rund 20 toten Ausländern sind nach Angaben des indischen Außenministeriums auch drei Deutsche. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigt bislang nur den Tod eines Deutschen.

Nach der Anschlagserie richtet sich der Verdacht zunehmend gegen die pakistanische Rebellengruppe Lashkar-e-Taiba. Die radikalislamischen Separatisten kämpfen für die Unabhängigkeit Kaschmirs.

Die Täter kamen nach Angaben der Behörden möglicherweise mit einem Fisch-Trawler nach Bombay. Das Schiff wurde vor der Küste verlassen aufgefunden, an Bord die Leiche eines gefesselten Mannes. Die Behörden vermuten, dass die Terroristen mit einem kleineren Boot an Land gingen und dann ihre Ziele attackierten.

Der Anschlag war der schwerste in Indien seit einer Welle von Bombenexplosionen im Jahr 1993, als ebenfalls in Bombay 257 Menschen ums Leben kamen.

30 Nov 2008

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