taz.de -- KOMMENTAR: Alte Liebe rostet doch

Es ist fraglich, ob Karmann einen Platz in der ohnehin unter Überkapazitäten leidenden Automobilindustrie findet. In Zeiten, in denen sogar einem großen Hersteller wie Opel das Ende droht, können die Aussichten hierfür nicht rosig sein.
Bild: Rund 450.000 Stück entstanden bis 1974: Der Ghia steht für die beste Zeit, die Karmann je hatte.

Dass der insolvente Karosseriebauer und Autozulieferer Karmann von Volkswagen übernommen werden könnte, klingt nach einem stimmigen Szenario. Schließlich hat die beiden Unternehmen in der Vergangenheit viel verbunden.

Bestens im Gedächtnis ist der Karmann Ghia, ein VW Käfer im von Karmann gelieferten Blechkleid eines Sportwagens. Auch dessen Nachfolger als Jedermann-Sportwagen, den Porsche 914, baute Karmann als "VW-Porsche". Hier war in einer Kooperation bereits vorweggenommen, was heute Wirklichkeit ist: Volkswagen und Porsche unter einem Dach.

Das ist eine schöne Geschichte, die mit der Rettung Karmanns durch Volkswagen ein märchenhaftes Ende finden könnte - allein: Sie ist Geschichte. Was jetzt zählt, ist die Frage, ob Karmann einen Platz in der ohnehin unter Überkapazitäten leidenden Automobilindustrie findet. In Zeiten, in denen sogar einem großen Hersteller wie Opel das Ende droht, können die Aussichten hierfür nicht rosig sein.

An "Peanuts" wie einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag allerdings dürften die Verhandlungen eigentlich nicht scheitern. Sollte VW dafür nicht viel mehr als einen symbolischen Preis bezahlen wollen, wäre das ein deutliches Zeichen dafür, dass mit Karmann in Wirklichkeit kein Staat mehr zu machen ist.

26 Oct 2009

AUTOREN

Gernot Knödler

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