taz.de -- Marineeinsatz vor Gaza: Israel tötet vier Al-Aksa-Kämpfer
Israels Marine attackiert Boot mit Kämpfern der Al-Aksa-Brigade. Derweil schlagen Frankreich und Großbritannien EU-Kontrollen vor der Gaza-Küste vor.
TEL AVIV/PARIS dpa/rtr | Israelische Soldaten haben im Mittelmeer vor dem Gazastreifen vier Palästinenser getötet. Ein israelischer Armeesprecher teilte mit, die Männer seien unterwegs zu einem Anschlag in Israel gewesen. Sie hätten Taucheranzüge getragen. Eine Patrouille der israelischen Marine habe am Montagmorgen auf die Gruppe geschossen und vier Männer getroffen.
Nach palästinensischen Angaben wurden die Leichen der Männer in das Al-Aksa-Krankenhaus in der Stadt Dir el-Balah gebracht. Ein fünfter Taucher werde noch vermisst. Palästinensische Augenzeugen berichteten, ein israelisches Marineboot habe das Feuer auf ein Fischerboot eröffnet, das an der Küste vor Gaza unterwegs war. Der militärische Fatah-Arm, die Al-Aksa-Brigaden, teilte mit, die vier Männer seien auf einer "Trainingsmission" getötet worden.
Unterdessen wurden bei einem israelischen Luftangriff auf militante Palästinenser im nördlichen Gazastreifen zwei weitere Menschen verletzt, einer von ihnen schwer. Nach Angaben der Armee waren sie dabei, Raketen auf israelisches Gebiet abzufeuern.
Angesichts der wachsenden Kritik an der israelischen Blockade des Gazastreifen haben Frankreich und Großbritannien eine Überwachung von Schiffslieferungen in das Palästinenser-Gebiet durch die EU vorgeschlagen. Die Europäische Union könne dabei helfen, dass der Waffenschmuggel unterbunden werde und die Menschen dort dennoch die nötigen Hilfsgüter erhalten, sagte der französische Außenminister Bernard Kouchner nach einem Treffen mit seinem britischen Kollegen William Hague am Sonntag in Paris.
Die gegenwärtige Situation im Gazastreifen sei untragbar. Hague sagte, es müsse sichergestellt werden, dass Hilfsgüter und Waren in das Gebiet gelangen, ohne dass der Waffenschmuggel zunehme.
Beide Minister forderten Israel zudem auf, eine internationale Untersuchung des umstrittenen Einsatzes gegen eine Gaza-Hilfsflotte zuzustimmen. Es sei wichtig, dass die Ereignisse vom vergangenen Montag rasch, unabhängig, transparent und glaubwürdig untersucht würden, sagte Hague.
Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte eine internationale Untersuchung angeregt. Israel lehnte dies jedoch strikt ab. Bei dem weltweit scharf kritisierten Militäreinsatz tötete die israelische Armee neun türkische Gaza-Aktivisten.
7 Jun 2010
ARTIKEL ZUM THEMA
Nach der Blockade der "Rachel Corrie" werden die Passagiere des Solidaritätsschiffes ausgewiesen. Doch die Aktivisten wollen weitermachen.
Fünf Tage nach der blutigen Erstürmung einer Hilfsflotte fing die Marine am Samstag erneut ein Schiff mit Hilfsgütern für den abgeriegelten Küstenstreifen ab.
Das ägyptische Volk fordert eine härtere Gangart gegenüber Israel. Nun heißt es, Ägyptern mit einer israelischen Frau soll die Staatsbürgerschaft entzogen werden.
Zur Gaza-Blockade gibt es keine Alternative, glaubt der israelische Historiker Abraham Rabinovich. Die weltweite Empörung zwinge aber zu einem Umdenken.
Wer sich als Passagier auf ein Aktivisten-Schiff begibt, sollte sich besser vorher informieren, wer die Organisatoren der Reise sind. Dies sei auch den Medien angeraten.