taz.de -- Anti-Atom-Protest: Ein Irrweg, Frau Merkel

Die Bundeskanzlerin ist auf Energiereise und besucht am Donnerstag das Akw Emsland in Lingen. Dort demonstrierten Greenpeace-Mitglieder gegen Laufzeitverlängerungen.
Bild: Projizierter Protest: Greenpeace warf seine Botschaft an den Kühlturm des Atomkraftwerks in Lingen.

LINGEN afp | Vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) haben Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace vor dem Akw Emsland gegen eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke demonstriert. Am frühen Donnerstagmorgen projizierten die Umweltschützer nach eigenen Angaben die Botschaft "Atomkraft ist ein Irrweg, Frau Merkel!" an den Kühlturm der Anlage nahe der niedersächsischen Stadt Lingen.

"Atomkraft ist keine Brücke, sondern ein Irrweg, der Deutschland in eine gefährliche energiepolitische Sackgasse führt", erklärte der Atomexperte von Greenpeace, Tobias Riedl. Eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke blockiere "den nötigen Fortschritt bei Strom aus Wind und Sonne", ergänzte er. Gaskraftwerke seien hingegen "die perfekte Ergänzung zu den erneuerbaren Energien".

Allerdings versuchten die Atomkonzerne seit Wochen, ihre Interessen "mit Drohungen und Angriffen" durchzusetzen. Die Union habe sich aber mit der Laufzeitverlängerung "politisch verrannt und Atomkraft zu ihrem Markenzeichen gemacht", kritisierte Riedl.

Merkel besucht am Donnerstag im Rahmen ihrer Energiereise das Akw Emsland. Der Besuch ist vor dem Hintergrund der Diskussion um Akw-Laufzeitverlängerungen sowie um eine Brennelementesteuer für Akw-Betreiber besonders brisant. Union und FDP wollen die deutschen Atomkraftwerke länger am Netz lassen als bislang geplant. Der Zeitrahmen dafür ist aber noch offen. Merkel besucht im Rahmen ihrer Reise im Anschluss weitere Energiebetriebe, darunter auch ein Gas- und Dampfturbinenwerk.

26 Aug 2010

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