taz.de -- Nach Protest beim UN-Klimagipfel 2009: Aktivisten freigesprochen

Während des Klimagipfels 2009 verhaftet, aber keine Beweise für Straftaten: Zwei Umweltschützer wurden nun von einem Gericht in Kopenhagen freigesprochen.
Bild: Ließen wenig zu: Dänische Polizisten setzten Aktivisten fest am Rande des UN-Klimagipfels 2009 in Kopenhagen.

STOCKHOLM taz | Einen Sieg für Rechtssicherheit und Demonstrationsfreiheit feierten am Dienstag SympathisantInnen von zwei KlimaaktivistInnen vor dem Gerichtsgebäude am Nytorv in Kopenhagen. Das dortige Amtsgericht sprach die Australierin Natasha Verco und den US-Amerikaner Noah Weiss vom Vorwurf der Vorbereitung zu Gewalttaten und schwerer Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Zusammenhang mit dem Klimagipfel im Dezember letzten Jahres frei.

Anklagebehörde, Polizei und Politiker, die extra die Gesetzgebung verschärft und ein "Lümmelgesetz" erlassen hatten, um Proteste zu erschweren und die Befugnisse der Ordnungsmacht zu erweitern, erlitten damit eine schwere Niederlage. Vom Vorwurf, gewaltsame Aktionen gegen die Niederlassung verschiedener Konzerne und ein Eindringen in das abgeriegelte Konferenzgelände des Weltklimagipfels geplant zu haben, blieb am Ende nichts übrig.

Dabei waren beim Versuch, DemonstrantInnen zu kriminalisieren, offenbar alle Mittel recht gewesen. Im September 2009 war ein umfassender viermonatiger Lauschangriff auf die Handys von Weiss, Verco und hunderter anderer AktivistInnen gestartet worden.

Noch vor Beginn der "heißen" Phase des Gipfels waren Verco und Weiss, aktiv bei der Umweltschutzorganisation Friends of the Earth, vom Fahrrad herunter festgenommen und drei Wochen in Untersuchungshaft gesteckt worden.

In dem mehr als sechs Monate dauernden Prozess konnten die beiden Angeklagten alle Tatvorwürfe widerlegen. Nun können sie Entschädigung für die Untersuchungshaft verlangen. Im Oktober gibt es im Zusammenhang mit dem Gipfel einen ähnlichen Prozess gegen zwei weitere Aktivisten.

1 Sep 2010

AUTOREN

Reinhard Wolff

ARTIKEL ZUM THEMA

Gerichtsurteil zu Klimaprotesten: Schubsen ist Gewalt

Ein dänisches Gericht hat zwei Aktivistinnen verurteilt, die beim Klimagipfel in Kopenhagen dabei waren. Und das nur, weil sie "Push" gerufen haben.

Prozesse nach dem Klimagipfel: Die gefährliche Pappwaffe

In Dänemark gehen die Prozesse rund um den Kopenhagener Klimagipfel 2009 weiter. Auf der Anklagebank sitzen Umweltaktivisten, aber auch der dänische Staat.

Klima-Aktivisten vor Gericht: Anklageschrift aus dem Kaffeesatz

In Kopenhagen werden zwei Klima-Aktivisten wegen Anstiftung zu Straftaten angeklagt, die nie stattgefunden haben. Zudem saßen sie zum fraglichen Zeitpunkt schon in U-Haft.

Justiz: Berliner Lümmel vor Gericht

In Kopenhagen laufen mehrere Verfahren gegen Deutsche, weil sie bei den Protesten gegen den Klimagipfel im vergangenen Dezember Straftaten vor allem gegen Polizisten begangen haben sollen.

Nach Klimagipfel: Erster Lümmel freigesprochen

Aus Mangel an Beweisen ist der italienische Aktivist Luca Tornatore nach 30 Tagen Untersuchungshaft in Kopenhagen entlassen worden. Seine Festnahme nannte er "politisch motiviert".

Proteste gegen UN-Klimagipfel: 20 Tage U-Haft nach Happening

Dänemark lässt beim Klimagipfel inhaftierte Greenpeace-AktivistInnen frei, Prozesse und Strafen drohen aber weiterhin. Juristen kritisieren das Vorgehen der Polizei.