taz.de -- Offizielles Bild von Nordkoreas Kronprinz: Such den Kim Jong-un!

Am Dienstag wurde Kim Jong-Ils Sohn zum Kronprinzen befördert. Jetzt gibt es endlich auch ein offizielles Foto von ihm. Unschwer zu erkennen: Ein Prachtkerl.
Bild: Für Adleraugen: Der Dritte von links ist Kim Jong-un.

Bis gestern war er noch ein Phantom - nun gibt es das erste offizielle Bild von Nordkoreas Kronprinzen. Nein, ein richtiges Portrait zum Auf-der-Straße-Wiedererkennen ist es nicht. Nur ein unscharfer Ausschnitt aus einem undatierten Bild mit geschätzten 200 Partei- und Militärvertretern. Koreas zentrale Nachrichtenagentur stellte es am Mittwoch zur Verfügung.

Das Phantom heißt Kim Jong Un: Der Mann ist noch nicht einmal dreißig Jahre alt und wird womöglich schon in wenigen Jahren eine Atommacht führen. Doch das Volk kennt ihn nicht, kein Foto wurde bislang veröffentlicht. Auch im Ausland gelang es bis Mittwoch keiner Zeitung und keinem Fernsehsender, ein aktuelles Bild von ihm aufzutreiben.

Dennoch scheint nach den Entwicklungen in Pjöngjang in dieser Woche kein Zweifel mehr daran zu bestehen, dass der dritte Sohn des Machthabers Kim Jong Il die Rolle des Kronprinzen spielen soll. "Der "Jugend-Hauptmann", wie er bislang genannt wurde, soll dem 68-jährigen Kim-Vater helfen, die Kontrolle des Landes in der Hand zu halten.

Dafür beförderte Kim seinen Filius auf hohe Posten in der Arbeiterpartei, deren Delegierte sich seit Dienstag zu einem außerordentlichen Kongress in der Hauptstadt versammelt haben: Kim Jong Un (auch Jong Eun geschrieben) wurde Mitglied im Zentralkomitee und Vizevorsitzender der Zentralen Militärkommission der Partei. Zuvor hatte sich Kim-Senior als Generalsekretär bestätigen lassen.

Erst wenige Stunden vor dem Auftakt der Konferenz hatten die Nordkoreaner erfahren, dass der junge Kim auch zum Vier-Sterne-General befördert worden war. Diesen Rang erhielten auch - als bisher erste Frau - die einzige Schwester Kim Jong Ils und eine Reihe weiterer Parteipolitiker und Offiziere.

Der dritte Sohn soll 1982 oder 1983 geboren sein. Wie seine 64-jährige Tante hat er nie in der Armee gedient. Allerdings soll er nach seiner Schulzeit in Bern mehrere Jahre die Militärakademie in Pjöngjang und Artillerie-Kurse besucht haben.

Zur Familienrunde an der Spitze der Macht gehört auch Kim-Schwager Jang Song Taek. Er wurde jetzt zum Kandidaten des Politbüros der Partei erhoben und ist bereits Mitglied des höchsten militärischen Gremiums in Nordkorea, der Nationalen Verteidigungskommission. An deren Spitze steht wiederum Staatsführer Kim Jong Il, der sich zuweilen Generalissimus nennen lässt.

Was in Pjöngjang gezeigt wird, ist die sorgsam inszenierte Schau einer wiederbelebten Arbeiterpartei, die in den vergangenen Jahren nur noch als organisatorische Hülle existierte. Ihre künftige Rolle ist noch nicht ganz klar. Ihre Delegierten kamen nach 30 Jahren erstmals wieder in Pjöngjang zusammen, um die Entscheidungen ihrer Führung zu bestätigen.

Aus China, das die Wirtschaft des armen Nachbarlandes in den vergangenen Jahren immer wieder mit Energie- und Lebensmittelhilfen vor dem Zusammenbruch bewahrt hat, kam Beifall: Chinas Partei- und Staatschef Hu Jintao lobte gestern in seiner Grußbotschaft die "erfolgreiche" Parteikonferenz und beglückwünschte Machthaber Kim zu seiner "Wiederwahl zum Generalsekretär". Die Arbeiterpartei habe das "gesamte koreanische Volk" unter Kims Führung "viele Jahre lang darin angeleitet, sich auf die eigenen Kräfte zu stützen", hieß es weiter in einer - offenbar nicht ironisch gemeinten - Formulierung der amtlichen chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.Mächtiger als die Partei ist bislang die Armee Nordkoreas. Daran dürfte sich nach erstem Eindruck von der Konferenz zunächst nicht viel ändern.

29 Sep 2010

AUTOREN

Jutta Lietsch

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