taz.de -- Netflix, Hulu Plus & Co.: Stream mir das Lied vom Tod

Während Deutschland mit bezahlten Einzeldownloads Vorlieb nehmen muss, kann man sich in den USA für ein paar Dollar im Monat an Filmen und TV-Serien satt sehen.
Bild: Veträgt sich mit der Filmindustrie: Netflix-Manager Reed Hastings.

Das Angebot an Filmen und TV-Serien im Netz wächst stetig - auch in Deutschland. "RTL Now" verkauft Folgen von "Raus aus den Schulden" oder "Gute Zeiten", "Maxdome" bietet die neuesten synchronisierten Hollywoodfilme an und bei iTunes kann man auf ein großes Angebot an Serien- und Kino-Unterhaltung zugreifen.

Was hierzulande bislang fehlt, sind große Streaming-Angebote mit Flatrate-Tarifen. Wer in Deutschland Videos sehen will, zahlt pro Einzeldownload ein paar Euro oder mietet die Sendungen für einen Tag und bezahlt per Kreditkarte. Der Nutzer kann höchstens noch hoffen, dass die ein oder andere Lieblingssendung aus dem Fernsehen als kostenloser Stream bereitsteht.

In den USA sieht es im Bereich Videostreaming anders aus. In dieser Woche ist der Streaming-Dienst der populären Online-Videothek [1][Netflix] gestartet, die bislang vor allem für den Versand von DVDs bekannt war. Für 8 Dollar im Monat kann man dort nun auch auf eine große Videobibliothek zugreifen, die direkt im Browser aufgerufen werden kann. Es handelt sich dabei um eine Flatrate ohne Beschränkungen. Mit einem Breitbandanschluss ist die Bildqualität genauso gut wie auf DVD.

Perfekt ist der neue Netflix-Dienst noch nicht. Die Filmindustrie handelte der Firma allerlei Konzessionen ab - etwa, dass Netflix' Streaming-Angebot deutlich kleiner ist als das beim DVD-Versand. Außerdem müssen Nutzer bis zu einem Monat warten, bis neue Filme nach dem Verkaufsstart zur Verfügung stehen. Dennoch: Wer Netflix in den USA - und nur dort, weil ein sogenannter Geofilter Nutzungen von anderswo verhindert - einmal erlebt hat, mag die schnelle Verfügbarkeit zahlreicher Filme nicht mehr missen.

Ein weiteres Streaming-Angebot, das in Deutschland ebenfalls nicht verfügbar ist, ist teure Dienst [2][Hulu Plus]. Er kostet ebenfalls 8 Dollar im Monat, fast alle großen US-Medienkonzerne sind daran beteiligt. Der Service ist vor allem auf TV-Sendungen ausgerichtet, beinhaltet aber auch zahlreiche Spielfilme. Das Archiv reicht weit zurück, alle Folgen der wichtigsten US-Fernsehserien sind online. Dass Hulu Plus Werbung zeigt, stört. Gut ist, dass man den Dienst nun auch auf mobilen Geräten wie iPads nutzen kann, zudem werden Konsolen unterstützt, die direkt an den Fernseher angeschlossen sind.

Dass das Streaming-Paradies USA nicht jedem offen steht, erlebt derzeit der sonst so dominante Internetkonzern Google. Dessen [3][Fernseh-Box], die Internet-Inhalte auf hochauflösende TV-Geräte holen soll, erfährt in den USA kurz nach dem Verkaufsstart einen Rückschlag nach dem anderen. Mittlerweile lässt sich auf dem Gerät keine einzige Website der großen US-Sender mehr nutzen; Websites, die in den USA sonst zahllose Serien werbefinanziert frei Haus liefern.

Bei Google TV heißt es mittlerweile nur noch, "dieser Inhalt ist auf ihrem Gerät nicht verfügbar". Allein der kleine Kabel-Anbieter Turner unterstützt Googles Angebot noch, könnte aber bald ebenfalls abspringen. Die Medienkonzerne fürchten, Google könne auf ihre Kosten mit Online-Werbung gut verdienen. So paradiesisch ist das Streaming in den USA also doch nicht. Immerhin läuft Netflix auf Google TV sowie ein Amazon-Video-Mietdienst. Ohne diese Angebote blieben nur noch YouTube-Videos.

24 Nov 2010

LINKS

[1] http://www.netflix.com
[2] /1/netz/netzoekonomie/artikel/1/die-unendliche-video-jukebox/
[3] /1/netz/netzkultur/artikel/1/alle-gegen-google-tv/

AUTOREN

Schwan

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