taz.de -- US-Regierung verschärft Auflagen: Keine neuen Ölfelder im Meer

Kehrtwende in der US-amerikanischen Umweltpolitik: Die Regierung will nun keine neuen Ölfelder mehr genehmigen - bis 2017. Von bereits genehmigten Feldern darf aber weiter gefördert werden.
Bild: Will bis 2017 keine neuen Zonen für Erdöl und Erdgas vor der US-amerikanischen Küste mehr freigegeben: US-Innenminister Ken Salazar.

WASHINGTON afp | Nach der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko hat die US-Regierung entschieden, bis 2017 keine neuen Meeresgebiete für die Ölförderung freizugeben. Innenminister Ken Salazar sagte am Mittwoch (Ortszeit) in Washington, damit revidiere die Regierung ihre Entscheidung vom März. Die Ankündigung stieß bei den oppositionellen Republikanern und der US-Handelskammer auf Kritik, Umweltschutzverbänden ging sie nicht weit genug.

Salazar sagte, bis 2017 würden keine neuen Zonen für Erdöl und Erdgas vor der US-Küste freigegeben, in denen bislang nicht gefördert werde. Damit sind unter anderem die östlichen Teile des Golfs von Mexiko sowie die südliche US-Atlantikküste vorerst geschützt. Strenge Auflagen soll es zudem für die Arktis geben, wo laut Salazar nur mit "äußerster Vorsicht" gebohrt werden darf. Für das Gebiet hat als einziges Unternehmen Shell einen Förderantrag gestellt.

Der Teil des Golfs von Mexiko, in dem im April die Förderplattform "Deepwater Horizon" explodierte, ist von dem Moratorium nicht betroffen. Nach der Explosion der BP-Plattform hatte es 87 Tage gedauert, bis der Ölfluss ins Meer gestoppt werden konnte. In der Zeit flossen laut einer im September veröffentlichten wissenschaftlichen Studie 4,4 Millionen Barrel Öl (knapp 700 Millionen Liter) ins Wasser.

Die Entscheidung sei im Lichte der Ölpest getroffen worden, in deren Folge striktere Regeln und Sicherheitsbestimmungen für sogenannte Offshore-Bohrungen erlassen worden seien, sagte Salazar. Der demokratische Senator von Florida, Bill Nelson, begrüßte die Entscheidung. Sie schütze den Tourismus, die Fischerei und die "einzigartige Natur" in dem Bundesstaat, der von der Ölkatastrophe hart getroffen wurde. Dagegen sprach die demokratische Senatorin des am schwersten geschädigten Staates Louisiana, Mary Landrieu, von einem "Rückschritt für die Energiesicherheit".

Die konservative Handelskammer kritisierte den Schritt der Regierung von Barack Obama, die "Amerikas reiche Öl- und Gasvorkommen unter Verschluss" halte und so die Abhängigkeit der USA von ausländischem Öl vergrößere.

Bei Umweltschutzverbänden stieß die Entscheidung auf gemischte Reaktionen. Der Rat zur Verteidigung Natürlicher Ressourcen (NRDC) erklärte, der Schritt gehe nicht weit genug, weil er Bohrungen in der Arktis und seismische Tests im Atlantik erlaube. Athan Manuel vom Sierra Club erklärte, das Moratorium für den östlichen Teil des Golfs von Mexiko und den Atlantik sei "ein Schritt in die richtige Richtung". Allerdings könne eine Katastrophe wie die Explosion der BP-Plattform überall geschehen: "in Alaska, im Zentrum und westlichen Golf, wo Bohrungen erlaubt sind".

2 Dec 2010

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