taz.de -- Streit der Woche: Soll man Kindern Süßes verbieten?
Ein Weihnachtsdilemma: Zucker macht nicht nur dick, zuviel davon macht auch krank. Andererseits machen Schokolade und Süßspeisen den Menschen glücklich.
Weihnachten steht kurz vor der Tür, die damit verbundenen Zuckerräusche haben schon seit November Hochsaison. Lebkuchen, Stollen, Plätzchen und die tägliche Schokolade aus dem Adventskalender: Gesund ist das alles nicht. Soll man Kindern nun Süßes verbieten?
Zwar naschen nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene derzeit mehr als sonst. Aber während Erwachsene selbst Verantwortung für ihr Gewicht, ihre Zähne, ihre Gesundheit übernehmen können, sind Kinder noch stärker geleitet vom Lustprinzip. Deshalb müssen sie geschützt werden. Auch vor dem Genießen? Vor Schoko-Nikoläusen und Gummibärchen? Nützen solche Verbote überhaupt etwas, oder kauft der Nachwuchs heimlich vom Taschengeld Süsskram, wenn es Zuhause nur Apfel, Nuss und Mandelkern gibt?
Das Problem existiert schließlich nicht nur zur Weihnachtszeit. Die meisten Kinder lieben Süßwaren das ganze Jahr über. Das liegt einerseits daran, dass viele durch die Muttermilch an den Geschmack gewöhnt sind. Andererseits braucht der Mensch im Wachstum auch mehr schnell verfügbare Energie, sprich: Zucker. Doch Fettleibigkeit, Jugenddiabetes und Spätfolgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehmen zu. Kinder werden weltweit immer dicker, Studien legen einen Zusammenhang zwischen stark gezuckerten Getränken, Fast-Food (das ebenfalls stark zuckerhaltig ist) und Adipositas nahe.
In der Folge achten viele Eltern mittlerweile verstärkt auf gesunde, vollwertige Kost. Allerdings offenbar vor allem dann, wenn sie aus bildungsaffinen Mittel - und Oberschichten kommen: Eiine Untersuchung des Robert-Koch-Instituts zeigte, dass Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Adipositas haben. Insgesamt sind in der Altersklasse der 3-6-Jährigen 2,9 Prozent adipös, bei den 7-10-Jährigen sind es 6,4 Prozent, bei den 14-18-Jährigen sogar 8,5 Prozent.
Nicht nur Eltern, auch Kitas und Grundschulen denken deshalb um. In einigen Einrichtungen sind, wie kürzlich in der sonntaz zulesen war, inzwischen sogar Marmeladenbrote verpönt. Das gilt sicher nur für bestimmte Schulen, oft dort, wo sich Eltern für eine gesunde Schulkost stark machen. Trotzdem bleibt fraglich, wie sinnvoll solch strenge Vorgaben sind. Verbote erhöhen schließlich oft erst den Reiz. Andererseits sind Eltern und Schulen womöglich ohnehin machtlos gegen die Werbespots von Milka, Haribo und Co. Muss deshalb ein gesetzliches Verbot für Süßwaren-Werbespots her?
Soll man Kindern Süßes verbieten?
7 Dec 2010
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