taz.de -- Kolumne Staralbum: Die Dreifache
"Mein Leben hat nie ausgesehen wie Hollywood", sagt Gabourey Sidibe auf der Berlinale-Pressekonferenz. Über sie sagt man, dass sie ein total untypischer Hollywoodstar sei.
Über Gabourey Sidibe ist in den vergangenen zwei Jahren so häufig geschrieben worden, dass sie ein total untypischer Hollywoodstar sei, dass es eigentlich total erfrischend wäre, zur Abwechslung einmal das Gegenteil zu schreiben. Aber das geht leider nicht.
Nicht nur weil Sidibe allein wegen ihres Körpergewichts von 168 Kilo gut das Dreifache dessen am Körper trägt, dem sich Durchschnittsdarstellerinnen entgegenhungern. Sondern auch weil sie etwa das Dreifache an Präsenz und Lebensfreude mit auf die Bühne bringt, schlagfertig ist und witzig. Weil sie so rüberkommt, als würde sie nach der PK nicht in eine Limousine steigen, sondern in einen Kaffeeladen um die Ecke gehen und erzählen, was für coole Leute sie heute schon wieder getroffen hat. Weil sie, anders als deutsche Füllige, für die Kameras posiert, ohne kaschieren zu wollen. Und so herzerweichend und mitreißend giggeln kann.
"Mein Leben hat nie ausgesehen wie Hollywood", sagt die 27-jährige New Yorkerin, als sie vor dem blauen Hintergrund des Berlinale-Pressekonferenzraumes sitzt und an ihren knallorange lackierten Fingernägeln herumknispelt. Dabei hat Sidibes Leben einiges von einer klassischen Aschenputtelgeschichte: In miesen New Yorker Vierteln als Tochter einer Sängerin und eines Taxifahrers aufgewachsen, jobbte Sidibe in einem Call Center, träumte davon, Psychologin zu werden - und bekam 2009 die erste große Rolle ihres Lebens: In "Precious" spielte sie eine 16-jährige fettleibige Analphabetin, die von ihrem Vater vergewaltigt und von der Mutter misshandelt wird.
Obwohl sie für diese Darstellung sogar für einen Oscar nominiert wurde, wehrt sich Sidibe dagegen, in dieselbe Opferschublade wie ihr damaliger Filmcharakter gesteckt zu werden. Sie selbst habe schon früh entschieden, zufrieden mit sich zu sein, egal wie sie aussehe, sagte Sidibe einmal in einem Interview. Sie müsse sich nicht mehr finden.
Jetzt ist Sidibe nach Berlin gekommen, um ihren zweiten Spielfilm zu präsentieren. Wieder ein Sozialdrama. Auch wenn ihre Rolle darin klein ist, hat Sidibe immer noch sehr viel mehr zu erzählen als Hauptdarstellerin Zoe Kravitz (ja, Tochter von Lenny Kravitz), die zu Ghettos, Dealern und Armut nichts zu sagen hat. Anders als Sidibe. Der Film sei "keine perfekte, hübsche Geschichte", sagt sie. Verschränkt die Arme und lehnt sich im Stuhl zurück. "Eine Scheibe vom Leben."
14 Feb 2011
AUTOREN
ARTIKEL ZUM THEMA
Das ist alles ein bisschen zu viel. Erst den Grammy in den USA und jetzt sitzt er nach kurzem Zwischenstop in London auf der Berlinale. Win Butlers will nach Hause.
Manche Leute müssen in diesen Tagen arbeiten, trotz Berlinale. Nicht wie Journalisten Filme gucken und ein bisschen darüber schreiben, sondern richtig arbeiten. So wie Moritz Bleibtreu.
Miranda July ist eine Alleskönnerin: Performance-Künstlerin, Buchautorin, Regisseurin, Schauspielerin. Und sie ist ein zerstreutes Sensibelchen, aber sehr sympathisch.
Er ist ein Spieler. Seine Routine ist unverwüstlich. Seine Handbewegung variiert zwischen beschwichtigend und anheizend. Er ist der Star dieses Podiums: Kevin Spacey.
"Isabella! Isabella!" Natürlich flippen die Fotografen aus, wenn Isabella Rossellini kommt. Die 58-jährige hat ein so prall gefülltes Leben, wie zwei bis drei Biografien zusammen.
"Ich hätte mir diese Augenklappe schon vor 35 Jahren überziehen sollen." So begann 1969 John Wayne seine Dankesrede für den Oscar. Jetzt trägt sie Jeff Bridges in "True Grit".