taz.de -- Proteste in Iran: Mit Tränengas gegen Demonstranten

Die iranische Opposition hat zu Protesten gegen die Festnahme zweier führender Oppositionspolitiker aufgerufen. Sie sollen in einem Teheraner Gefängnis sein.
Bild: Hossein Mussawi und Mehdi Karrubi sollen bereits am 24. Februar von Sicherheitskräften abgeholt und verschleppt worden sein.

BERLIN taz | In der iranischen Hauptstadt Teheran ist es am Dienstag nach Angaben der Opposition zu Zusammenstößen zwischen Regierungskritikern und Polizei gekommen. Sicherheitskräfte hätten Tränengas abgefeuert, um die Menge auseinanderzutreiben, hieß es auf der Internetseite des Oppositionspolitikers Mir Hossein Mussawi, kalame.com. Die Opposition hatte zu Protesten gegen die Festnahme Mussawis und seines Kollegen Mehdi Karrubi aufgerufen.

Die beiden führenden Oppositionspolitiker sind gemeinsam mit ihren Frauen verschleppt worden. Das melden mehrere Webseiten der iranischen Opposition. Laut Aussagen eines der Kinder von Karrubi sollen die Eltern bereits am Abend des 24. Februar weggebracht worden sein. Die Nachbarn und ein Zeuge hätten bestätigt, dass Sicherheitskräfte, die seit Wochen die Häuser der beiden Politiker umstellt hatten, abgezogen wurden, berichtet die in New York ansässige International Campaign for Human Rights. Kalameh.com berichtete, die Ehepaare seien in das Teheraner Gefängnis Heschmatijeh gebracht worden.

Die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars, die den Revolutionsgarden nahe steht, wies unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Justizbeamten die Berichte zurück. Beide Politiker stünden weiter unter Hausarrest, hieß es. Mojtaba Wahidi, Karrubis Sprecher in den USA, sagte, die beiden Oppositionsführer seien in Gefahr, denn "niemand kann kontrollieren, was im Gefängnis passiert". Letzte Woche hatten Abgeordnete im Parlament die Hinrichtung Mussawis und Karrubis gefordert.

Der Nationale Sicherheitsrat der USA warf Irans Führung unterdessen systematische Unterdrückung der Opposition und unabhängiger Medien vor. Zudem forderte Washington die Freilassung der Inhaftierten.

1 Mar 2011

AUTOREN

Bahman Nirumand

ARTIKEL ZUM THEMA

Innenpolitische Querelen im Iran: Sieg für Chamenei

Der Konflikt um einen Minister offenbart den Kampf zweier Linien im konservativen Lager. Ahmadinedschad kommt gegen den Revolutionsführer nicht an.

Revolution im arabischen Raum: Iran geht wieder auf die Straße

Ruf der Freiheit: Am Vorabend des letzten Mittwochs vor dem neuen Jahr will Irans Opposition demonstieren. Die Polizei will ihr mit "entschiedener Härte" entgegentreten.

Iranische Opposition: Stille Solidarität in Teheran

Keine Parolen: Zum ersten Mal seit der Niederschlagung der Bewegung im Jahr 2009 ist die iranische Opposition wieder auf der Straße - schweigend.

Revolutionstag im Iran: Tausende zur Feier in Teheran

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad nimmt Bezug auf arabische Revolutionen. Doch eine Demo in Solidarität mit den Aufständen in der Region wird verboten.

Kampagne gegen Irans Gedanken-Zensur: Protest in Grün

Bereits mehr als 1.000 taz-LeserInnen protestieren gegen die Verurteilung von Panahi und Rasoulof. Aus Solidarität mit den beiden färbt taz.de die Website grün.