taz.de -- Raus aus der Pleite: Beluga-Reederei versucht Neustart

Verbliebene Schiffe sollen ab Montag wieder Ladung transportieren, sagt der Insolvenzverwalter. Ein Grundstock an Aufträgen sei vorhanden. Der Hedgefonds Oaktree will das angeblich finanzieren.
Bild: Immer für ein innovatives Projekt zu haben: Ein Beluga-Schiff erprobt den treibstoffsparenden Zugdrachen Skysails.

HAMBURG taz | Die zahlungsunfähige Bremer Beluga-Reederei versucht wieder ins Geschäft zu kommen. Am Montag sollen 15 Schiffe, die direkt zur Beluga-Gruppe gehören, die Fahrt wieder aufnehmen. Damit sei ein Anfang gemacht, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Edgar Grönda am Freitag in Bremen. 80 Beluga-MitarbeiterInnen wären damit fürs erste in Lohn und Brot.

Die Reederei hat Schlagzeilen gemacht, weil die Staatsanwaltschaft gegen ihren umtriebigen Chef Niels Stolberg und weitere Manager ermittelt. Die Beschuldigten sollen ab 2009 im dreistelligen Millionenbereich Umsätze manipuliert und damit Anleger betrogen haben.

Die Ermittlungen brachte die Beteiligungsgesellschaft Oaktree ins Rollen. Stolberg hatte den Hedgefonds als Kapitalgeber ins Boot geholt, nachdem Beluga wegen der Weltwirtschaftskrise in Schwierigkeiten geraten war. Branchenkenner vermuten, dass die Beluga-Gruppe schon länger nicht mehr die Charterraten erzielte, die sie ihren Anlegern versprochen hatte.

Am 16. März hatte als erste der vielen Tochtergesellschaften die Beluga Chartering Insolvenz beantragt. Zwei Tage später folgte mit der Beluga Shipping die Dachgesellschaft für das Chartering.

Seither ging es Schlag auf Schlag: Insgesamt elf Beluga-Gesellschaften haben inzwischen Insolvenz angemeldet, darunter auch das Beluga College, ein Gymnasium für individuelles Lernen, und das Zentrum für Maritime Forschung. Kurz vor ihrer Insolvenz soll die Beluga außerdem 350.000 Euro vom Wohltätigkeitsprojekt "Beluga School for Life" abgezogen haben.

Wenn die Flotte wieder fährt, kehrt Beluga zu seinem Kerngeschäft zurück. "Es ist ein erster Baustein", sagte Grönda, "mal sehen, was sich daraus entwickelt." Die Schiffe sollten zunächst ihre Reisen beenden und dann neue Ladung verschiffen. "Im Auftragsbuch ist ein Grundstock vorhanden", versicherte der Insolvenzverwalter. Hauptgesellschafter Oaktree habe sich bereit erklärt, die Wiederaufnahme der Fahrt zu finanzieren.

Grönda will Signale vernommen haben, dass Charterfirmen mit ihren Schiffen zur Beluga-Reederei zurückkehren könnten. Diese Beteiligungsgesellschaften sammeln Geld von Investoren, kaufen damit Schiffe und vermieten sie an Reedereien, die damit Transportaufträge abwickeln.

Mehr als 70 gecharterte und eigene Schiffe befuhren zu Spitzenzeiten für Beluga die Weltmeere. Als die Insolvenz ruchbar wurde, kündigten die meisten Charterfirmen ihre Verträge, um sie dem Zugriff des Insolvenzverwalters zu entziehen.

Die Bereitschaft, wieder mit Beluga Geschäfte zu machen, scheint allerdings gering ausgeprägt zu sein. "Ich wüsste nicht, warum wir zurückkehren sollten", sagt etwa Manfred Riemann von der ostfriesischen Oltmann-Gruppe. Die drei Schiffe seien wieder verchartert worden.

Stephan Clausen vom Emissionshaus Ownership sieht das ähnlich. Gegen eine Rückkehr sprächen außerdem die Erfahrungen mit Beluga und Oaktree, die ein schlechtes Gefühl hinterlassen hätten.

Die HCI-Gruppe, die zwanzig Schiffe unter Beluga-Flagge fahren ließ, hat in der Hamburger Hammonia eine neue Reederei für ihre Schwergut- und Mehrzweckschiffe gefunden. Das biete gute Voraussetzungen für deren Weiterbeschäftigung.

Die Auftragslage der Schwergut- und Mehrzweckschiffe - Belugas Schwerpunkt - dürfte nach dem Wiederanziehen der Konjunktur erst mit Verzögerung besser werden. Denn bei deren Ladung handelt es sich vor allem um langfristig bestellte Investitionsgüter. Die Vertreter der drei Finanzierungsgesellschaften sehen die Aussichten positiv. "Fracht ist da am Markt", sagt Olaf Streuer von HCI.

1 Apr 2011

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Gernot Knödler

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Niels Stolberg
Windkraft

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