taz.de -- Kommentar Kreditwürdigkeit der USA: Grüne Karte für Obama
Sollten die Schuldner der USA einmal nicht mehr stillhalten, platzt die Dollarblase. Es würde die globale Ökonomie erschüttern. Deshalb wird nur die grüne Karte gezogen.
Die Vereinigten Staaten sind annähernd so hoch verschuldet wie Griechenland oder Portugal. Nur Japan steht tiefer in der Kreide. Allerdings hat sich der japanische Staat vor allem bei seinen Bürgern Geld gepumpt, die USA hängen dagegen am Tropf internationaler Investoren aus China, den Golfstaaten und aus Exportmächten wie Japan und Deutschland.
Die Auslandsschulden der Amis gehören zu den großen Ungleichgewichten in der Weltwirtschaft - akute Krisengefahr inbegriffen. Sollten die Schuldner einmal nicht mehr stillhalten, platzt die Dollarblase. Die Folge wäre eine Erschütterung der globalen Ökonomie wie nie zuvor.
So weit, so bekannt. Trotzdem zückten Ratingagenturen bislang nur ihre Bestnote "AAA". Weil sie die Gefahren eines der größten anzunehmenden Unfälle kennen und um ihr eigenes wirtschaftliches Überleben fürchten, halten sie lieber still: die Investoren, Bankanalysten, Ratingagenturen.
Anderseits ist die Ratingagentur Standard & Poors in den USA auch eine politische Institution. Der Hickhack um den US-Haushalt, in dem sich Präsident Obama und die rechte Opposition gegenseitig blockieren, stört die Herren des Geldes. Um die Rückzahlung der gepumpten Billionen plus Zinseszinsen zu gewährleisten, erwarten die Finanzmarktakteure ein "aktives Management der Schulden". Gemeint ist sparen, sparen, sparen bei öffentlichen Ausgaben.
Angesichts des Dilemmas zückte S&P nur die Grüne Karte und ermahnt die Politiker, damit aufzuhören, den Schuldenberg grenzenlos vor sich herzuschieben. Im Hockeysport ist die Grüne Karte eine erste Missfallensbekundung des Schiedsrichters, bevor Gelbe und Rote Karte und damit ernste Sanktionen für den Spielverderber drohen. So viel ist klar, irgendwann wollen die Herren des Geldes ihren Einsatz auch mal zurückerhalten.
19 Apr 2011
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